Sonntag, 11.06.2006

Wir sind früh wach, obwohl wir die Sonne aussperren, scheint der Körper zu merken, dass die Sonne scheint und schon wieder hoch am Himmel steht. Nach nur 6-7 Stunden Schlaf sind wir trotzdem topfit.

Wir haben nur hier gepennt, nichts ausgepackt und so sind wir recht schnell wieder abreisebereit.
Auch zu Essen gibt es wieder nichts, Anja wird wieder zum Brot schmieren während der Fahrt verdonnert, das kann sie trotz teilweise erheblicher Kurven- oder Buckelfahrten auffallend gut.
Vielleicht hat sie neben der biologischen Navigationsfunktion einen zusätzlichen vorrausahnenden Kreiselkompass, denn sie schmiert Brote und Brötchen auch bei schwerer Schlinger- und Kurvenfahrt wie am starren heimischen Frühstückstisch.


Heute geht es auf zum Inari-See.
Dort wollen wir uns irgendwo eine Bleibe suchen, um dann morgen die letzte Etappe zum Nordkap in Angriff zu nehmen.
Mal sehen, wie wir heute durchkommen, wenn am Inari-See nichts zu finden ist, oder es noch zu früh ist den Fahrtag zu beenden, dann fahren wir weiter bis Norwegen, etwa in Höhe Lakselv (wissen wir aus einem Reisebericht) befindet sich auf jeden Fall ein Campingplatz.
Weit ist es nicht mehr, etwa 550 Kilometer bis zum Nordkap, allerdings soll die Straße in Norwegen schlechter und kurviger werden. Das haben wir zumindest auch gelesen.
Wir wurden die letzten Tage wirklich verwöhnt, die Straßen waren frei, kostenlos und sehr gut zu befahren, durch die guten Kilometerleistungen der vergangenen Tage haben wir wirklich viel Zeit gut gemacht.
Mal sehen, wie es dann in Norwegen wird…

Gegen halb 10 machen wir die erste Pause, tanken an einer kleinen Shell 10,37 Liter Diesel zu 11,09 € nach, dazu ein kleines zweites Frühstück bestehend aus Sandwich und frischer Milch.

Ein paar Kilometer weiter machen wir eine Pause an einem kleinen See, er liegt direkt an der E 75 kurz vor Peurasuvanto.
Wir sind fast allein, nur ein anderer Wagen parkt auf dem Parkstreifen.
Wir gehen in den kleinen Laden am Ufer, vielleicht finden wir ja etwas nettes.
Leider hat der kleine Kiosk kaum etwas im Angebot.
Wir finden in etwa die gleiche Auslage an Kleidung wie im Weihnachtsmanndorf, eine zusätzliche Fischtruhe ist zwar gut gefüllt, leider ist das alles Tiefkühlfisch.
Es gibt auch fertig zubereitete Lachsfilets, aber zum Frühstück ist das nichts, wir wollen es am Inari-See probieren, dort werden wir bestimmt auch frisch gefangenen Fisch verspeisen können und wir erhoffen uns aufgrund der bebauteren Siedlung und damit einem hoffentlich besseren Angebot ein paar bessere Preise. Denn der Fisch hier ist überraschend teuer.

         
Kleine Pause an einem See-Cafe                                             Man kann theoretisch auch draußen sitzen…

Wieder am See-Ufer will ich will mal die Wassertemperatur antesten. Es ist ungewöhnlich warm an diesem Morgen, ich habe schon hier bei strahlendem Sonnenschein ein T-Shirt und eine kurze Hose an und mir ist trotzdem noch warm.
Kaum bin ich am Wasser werde ich von der vermalledeiten Mückenbrut angegriffen, Anja hält das ganze stilecht im Bild fest.

Vielleicht sollten die nordischen Länder sich alle zusammen schließen und flächendeckend diese Pest ein für alle mal ausrotten und während eines schnellen Luftangriffes vergiften.
Dann würden die Touristen wahrscheinlich auch in Scharen hier her strömen.
Der See ist nicht kalt (so um 10°C geschätzt) und vielleicht wird der im richtigen Sommer sogar schwimmbar?
Auf jeden Fall könnte man hier toll Boot fahren oder auch Kajak. Aber kaum ist man näher als 5 Meter am Wasser hat man die Mückenplage gleich am Hals.
Da macht schon das Aussteigen keinen Spaß, kein Wunder, dass der Laden die Fenster und die Türe mit Mückengittern gesichert hat.
Das ist doch mist und schade zugleich.
Anja findet allerdings, dass ich mich anstelle und mal nicht übertreiben soll. Kein Wunder, SIE wird ja auch von den Mücken in Ruhe gelassen…

         
Kaum gehe ich runter zum Wasser…                                       habe ich schon die Mückenplage am Hals…

Anlegestellen wie diese mit kleinen Kiosken und Shops direkt am See-Ufer gibt es hier einige.
An den meisten fahren wir vorbei. Hunger haben wir keinen und im Moment erledige ich lieber die Mückenbrut mit dem fahrenden Auto, als das die mich erledigen, wenn ich aussteige…

Auf der weiteren Fahrt wundern wir uns, dass die Straßen nach wie vor so frei sind, aber diese Parkplätze meist gut gefüllt sind.
Wann fahren die denn?
Ist schon komisch. Naja, egal, dann haben wir wenigstens freie Fahrt…
Auch die Lage der Straßen finden wir interessant. Teilweise durchschneiden die Straßen in nur geringem Höhenunterschied einen Fjord oder See. Was ist denn, wenn mal Hochwasser ist? Oder gibt es kein Hochwasser in Finnland?

         
Parkbuchten mit kleinen Shops gibt es viele (hier rechts zB)      Die sonst weite Straße teilt hin und wieder mal einen Fjord

Gegen halb 11 erreichen wir Tankavaara.
Eine echte Goldgräberstadt in den Goldfeldern Laplands, ganz im Stil einer amerikanischen Westernstadt.
Hier wollen wir auf jeden Fall mal anhalten und eine größere Pause machen.
hier finden auch regelmäßig Goldgräberwettmeisterschaften statt.
Na gut, das ist ja auch eine Art Hobby…

Am Parkplatz ist zum Glück viel Platz, es ist noch nicht viel los.
nur die Sonne ist mal wieder sehr grell, ob ich mich daran gewöhnen werde?
Wir schauen zunächst ein wenig am Eingang hin und her, wissen zuerst nicht so recht, ob wir rein gehen sollen.
Der Eintritt ist teuer, wir überlegen, ob es sich für uns lohnt.

         
Wir erreichen Tankavaara                                                      Zum Glück ist im Moment nicht viel los…

Dann aber denken wir, dass wir nur einmal hier sind, vielleicht nie wieder hier her kommen.
Da sollte es doch für uns beide möglich sein auch das Goldgräberstädtchen zu besuchen!

Es gibt gestaffelte Preise, wer nur das Museum besuchen will, zahlt weniger, wer selber am Goldwaschplatz Gold waschen möchte, zahlt mehr.
Das Museum auslassen geht nicht und so zahlen wir beide für Goldwaschen+Museum.
Wir bekommen einen Pass, den wir uns umhängen, damit dürfen wir nachher Gold waschen.

Zunächst aber schauen wir und die kleine Schmalspurbahn an.
In Betrieb ist sie nicht, dennoch kann man sich alles genau angucken.
Ein Glück, dass wir in Finnland und nicht in Deutschland sind.
So können wir hier alles angucken und anfassen, kein „Betreten verboten“ nichts dergleichen.

         
Eine kleine Schmalspurbahn empfängt uns                                 Sollen wir mit der Draisine fahren?

         
Neee, da fahren wir lieber mit der Dampflok                             Alles einsteigen…

Direkt am kleinen Bahnhof ist eine Stadt aufgebaut. Keine Ahnung, ob sie authentisch oder nachgebaut ist.
Die Stadt ist stark an die typischen Westernstädte in den USA angelehnt, man kommt sich vor wie im wilden Westen.
Ein Haus ist sogar komplett aus alten Flaschen gebaut, im inneren sind die ganzen Kronkorken gesammelt, die vielleicht zu den Flaschen gehören.
Ob die Bauarbeiter aus Langeweile die verbrauchten Bierflaschen hier zu einem Haus gebaut haben?
Wieviel Pfand mag hier wohl verbaut sein, ich rechne das mal kurz im Kopf durch.
25 cent pro Flasche, vielleicht sind es so 500 Flaschen? Das wären dann etwa 125,- €.
Dafür lohnt es sich wohl nicht den Zement auszuklamüsern.
Ob das komplette Haus beim Rewe durch den Pfandautomaten passt?

         
Die Westernstadt von Tankavaara                                            Wo ist John Wayne?

         
Mit Zeitung: Columbia Gazette Office…                                    Auch die Souvenirshops sind authentisch untergebracht

         
Und das Haus ganz aus Glas                                                   Wieviel Pfand da wohl „verbaut“ ist?

Wären wir nicht mit dem Wohnmobil hier, könnten wir auch hier in einer echten authentischen Goldgräberhütte übernachten. Denn man kann hier kleine Hütten mieten. Auch ein kleines Motel steht zur Verfügung.

Das kleine Museum ist übrigens auch einen Besuch wert.
Die Geschichte der Entstehung von Gold und die Abbaumethoden der verschiedenen Länder in den letzten Jahrhunderten sind hier dargestellt. Von USA über Afrika und Fernost. Nicht nur Gold, auch Juwelen und Diamanten. Eine kleine Zeitreise durch die Jahrhunderte edelster Metalle und Steine. Aber am faszinierendsten ist wohl das Gold!
Vielleicht weil es hier gleich um die Ecke zu finden ist? So langsam werde ich auch kibbelig, was ist, wenn genau jetzt jemand mein Stück Gold findet?
Andererseits ist das schon unglaublich wie ein schimmerndes Metall offenbar in der Lage ist den Verstand komplett aussetzen zu lassen und in dreckigen schlammigen Hütten zu wohnen, in der Hoffnung irgendwann mal den dicken Fang zu machen.
Auch echte Goldnuggets sind hier ausgestellt, natürlich hinter Panzerglas…
So einen will ich auch…
Also gehen wir weiter in Richtung der Goldgräberstätte:

Wir nähern uns den wässrigen und sumpfigen Goldgräberstätten, ein Schild weist uns unwillkürlich auf die zu erwartende „Plage“ hin.
Na bravo, wenn die dafür schon ein Schild hinstellen kann das ja heiter werden.

         
Na bravo, kann das Schild nicht rund sein?                               Genau so machen wir das gleich auch 🙂

Ein kleines Häuschen am Flussrand empfängt uns.
Hier bekommen wir erst einmal ein paar Gummistiefel gestellt, da wir durch den Tümpel stampfen werden.
Nach einiger Suche hat der gute Mann auch meine U-Boot-Größe da: 46…

Nun geht es aber ab zum Goldwaschen, wir bekommen jeder eine große Pfanne und dann geht es los.
Es geht einen kleinen Abhang herunter und schon stehen wir am Ufer eines kleinen Baches, in einem zulaufenden Becken sind diverse starre Holzbänke aufgebaut. Das Wasser ist schon trüb vor Dreck, aber auch irgendwie golden?

OK, Pfanne, Gummistiefel und Holzbänke, soweit klar, aber was sollen wir eigentlich waschen?
Der Park-Ranger hat eine einfache Schaufel, er haut damit einfach dort, wo wir vor ein paar Sekunden noch zu Fuß entlang gegangen sind, den Spaten in die Erde.
Häh? Was macht der nun?
Er holt mit dem Spaten ein Stück klumpige und dreckige Erde aus dem Boden und haut uns den Dreckklumpen in die Pfanne.
Wie ein Pfannkuchen in einer Bahnhofskantine…

Ich staune nicht schlecht, einfach hier so direkt aus der dreckigen Erde? Da soll Gold drin sein?
Dann beginnt er uns zu erklären, dass man etwas Wasser in die Pfanne geben muss, dann wäscht man das Gold aus.
Zunächst rüttelt und schüttelt man die Pfanne.
Gold ist schwerer als alle hier vorkommenden Steine und so würde durch das Rütteln des unwirklich aussehenden Dreckklumpens das Gold immer weiter in die unteren Regionen treiben, zum Ende schließlich als letzter Rest am Boden der Pfanne zurück bleiben.
Aha !

Zuerst holt man aber die großen Steine aus dem Klumpen.
Dabei soll man sich aber jeden Stein genau ansehen und nicht einfach achtlos weg werfen, denn mit Glück kann man auch den ganz großen Fang machen.
Der Ranger berichtet, dass vor einiger Zeit ein Jungendlicher hier auch Gold gewaschen habe. Er habe ein dickes Nugget gefunden und sich von dem Erlös ein eigenes Mofa gekauft.

Ein Zeitungsartikel dazu habe ich an der Rezeption gesehen, konnte das aber mangels Sprachkenntnisse zunächst nicht zuordnen. Also ein ganzes Mofa aus einer Pfanne? Das lohnt sich doch!
Toll, der Pionierdrang packt mich: „Machs gut Maus, fahr du allein zum Nordkap, ich bleibe hier und sorge für meinen Lebensunterhalt“, Anja verdreht die Augen.
Pennen kann ich hier irgendwo bei den Mücken, die Gummistiefelbude ist groß genug…

Ich werde von der Gier gepackt. Mit Glück ein Nugget so groß, dass es für den Gegenwert eines Mofas in Finnland reicht?
Vergessen ist alles um mich herum.
Vergessen, dass das Wasser nur so um 3-4 °C haben muss und trotz gebrauchter Gummistiefel die Kälte bis auf die Knochen zu spüren ist, man steht oder sitzt bis zu den Knöcheln im eiskalten Wasser.
Die Bänke sind hart und unbequem aber auch das stört weder mich noch meine Frau, denn die Gier nach Gold hat uns gepackt!
Starr im Blick, die Augen nur auf die Pfanne gerichtet. Wie im Trance…
Nach jedem Abschöpfen des Wassers suchen die Augen den neu aufgewirbelten Sand und Schlick nach glänzendem Gestein ab.
Oft greifen die Hände nach etwas, wofür wir uns hier am Wegesrand nicht mal bücken würden.
Wir zeigen jeden Stein, der auch nur annähernd nach Metall aussehen könnte, unserem Ranger, der uns nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite steht.
Er winkt bei jedem Stein ab, wirft diesen ins Wasser.

Auch der Ranger darf hier schürfen, schnappt sich eine Pfanne, nachdem er uns alles erklärt hat und legt los. Leider muss er sein gefundenes Gold aber abgeben (das landet bestimmt im Souvenirshop).
Der Ranger ist flott beim Goldschürfen, wir gucken bei ihm und hoffen dabei die richtige Methode abgucken zu können.

Ich frag Anja, ob wir hier nicht mindestens übernachten sollten, da es lange hell ist, könnten wir mit etwas Glück zu Mitternacht bereits Millionäre sein. 🙂

Der Ranger macht uns leider einen Strich durch die Rechnung.
Jeder darf nur 2 Schaufeln waschen, mehr Schaufeln kosten extra.
Oh weia! Na dann muss es eben mit insgesamt 4 Schaufeln gehen.
Millionäre werden wir dann nicht, aber 4x ein Mofa = 1 neues Auto oder so…

Der Ranger ist geübt beim Goldwaschen, nimmt sich viel Zeit für uns und gibt uns Tipps.
Zum Glück für uns hat er die Zeit, denn wir sind im Moment fast allein hier am Tümpel.
Ich gucke mir immer wieder seine Methode ab.
Er ist sehr freundlich, beantwortet in bestem Englisch alle meine aufkommenden Fragen.

Ich habe beinahe meine Schale leer geschüttelt, als ich den Ranger frage, wo denn mein Gold sei.
Er nimmt die Pfanne und leert vom verbliebenem Rest erst mal die Hälfte aus und schüttelt dann einmal die Pfanne mit frischem Wasser.
Und dann sehe ich es:
Gold, Gold, GOLD GOLD!!!!

JAAA, ich habe Gold in der Pfanne! Ich kann es einfach nicht glauben, da schimmert es tatsächlich in meiner Pfanne!

Ich freue mich wie ein Schneekönig, bin ich reich?
Ich küsse meine Frau, die sich erst mal wundert.
Aber dann steckt sie auch ihre kleine Nase in meine Pfanne und sieht es glitzern.
Unglaubwürdig starren wir nun auf den glitzernden Fizzel da in meiner Pfanne.
Was für ein warmes wohliges Gefühl in diesem Moment in mir aufsteigt.

Doch ich bin sicher, dass ich den dicken Fang gemacht habe!
Der Ranger holt ein kleines Papierchen im Scheckkartenformat und nippt die drei zugegeben nicht ganz so großen Nuggets mit dem Finger aus der Pfanne.
Dann legt er diese auf das Papierchen, klebt dann das Gold mit einem Tesa- Streifen fest.
Ich schätze meinen Reichtum: Mein Gold hat etwa die Größe wie eine Wimper oder ein Mini-Brötchenkrümel.
Ich frage nach dem Wert, der Ranger ist stolz auf mich, er meint ich habe überdurchschnittlich viel Gold gefunden, beziffert den Wert dann auf etwa 50 cent…

In diesem Moment macht sich Ernüchterung breit.
DAS IST ALLES?
Dafür die Eisklumpen (genannt Füße) in den wohl riechenden und „kaum gebrauchten“ Gummistiefeln und die Bibberei?
Dafür die Mücken, die ich zuerst im Goldrausch gar nicht beachtet habe?

Plötzlich und auf einen Schlag ist mein Kopf wieder klar, ich sehe ein paar dicke fette Mücken um uns herum schwirren, eine setzt sich gerade auf meinen Arm und will sich laben.
Nix da, mit einem schnellen Hieb mit der flachen Hand zermatsche ich diese noch vor dem Saugen.
Das tat gut und weckt die Lebensgeister ich strecke und recke mich, schöpfe neue Energie.
Immerhin habe ich noch eine Schaufel gut.

Also kurz verschnauft, ein paar Schritte am Wasser entlang spaziert, dann geht es, jedoch mit deutlicher Ernüchterung, weiter.
Schlimmer als die kalten Füsse sind mittlerweile die Hände und Finger, denn anders als die Füße stecken diese nicht in Socken und Stiefeln, sondern tauchen immer wieder mit ins eiskalte Wasser. Trocknen dann an der Luft kurz an, nur um direkt danach wieder eingetaucht zu werden. Das Prozedere entzieht dem Körper gleich doppelt Wärme und man muss aufpassen, dann es einem nicht zu kalt wird.

Anja hat mittlerweile auch ihre erste Schaufel geschüttelt, hat ebenfalls ein bisschen Gold geschürft, leider nur ein paar Fissel, noch weniger, als ich hatte.
Auch sie hat mittlerweile eiskalte und feuerrote Finger. Brrrr….

Zwischenzeitlich muss ein Bus mit Touristen angekommen sein, auf einen Schlag hat unser Ranger alle Hände voll zu tun, erklärt hier und dort einigen mit-50ern, wie man das Gold schürfen muss. Die neuen Touristen sprechen niederländisch, da sind wir ja gleich in bester Gesellschaft.
Auch die Niederländer bekommen natürlich ihre Schale, na toll, die klauen mein Gold!

Meine zweite Schale ist leider auch eine deutliche Enttäuschung, ich helfe Anja dann noch mit Ihrer letzten Schale, aber auch hier haben wir kein Glück.
Kein finnisches Mofa, allenfalls ein halbes Brötchen mit etwas Margarine wäre drin.

OK, was solls, besser wie nichts, wir haben fast 2 Stunden hier gesessen, unsere Ausbeute ist etwa 50 cent wert.
Das macht einen Stundenlohn von etwa 12 cent pro Person.
Dazu noch ein paar schöne Steine, die wir aus der Pfanne geholt haben und trotz Mitteilung unseres Rangers: “They´re nothing worth, you can throw it away“ behalten haben.
Topp Rendite!

Nachdem wir unsere beiden Schaufelladungen wie gesagt zu Ende geschürft haben, bekommen wir für unsere Restfundstücke noch eine zweite Karte und kleben die Reste zusammen. Zum Schluss hier ist leider noch weniger Gold drauf, als auf der Karte meiner ersten Ausbeute, obwohl sie die Menge von 3 Schaufeln enthält.
War trotzdem schön und hat eine Menge Spaß gemacht.

Besonders, weil wir von dem Fieber des Goldrauschs gepackt wurden. Die Entbehrungen, die ich ein paar Minuten zuvor im Museum nicht nachvollziehen konnte, habe ich nun ansatzweise am eigenen Leib erfahren. Die Zeit hier beim Goldschürfen verging wie im Flug.
Das Leben ist die beste Schule, nun verstehe ich es.

    
Freiwillig im Modder bei den Mücken… Das geht nur mit der Gier nach Gold…

Am Ausgang kaufen wir noch ein kleines Säckchen aus Jute mit Tankavaara-Stempel prall gefüllt mit Sand von hier.
Ist von der Menge her in etwa eine halbe Schaufelladung, was wir auch in unserer Schüssel hatten.
Ich frage bei der netten Verkäuferin nach ob dort Gold drin ist:
„You can´t know, maybe yes, maybe not, you can get rich or not“
Was soviel heißt wie ja oder nein, kann sein oder nicht sein.
Ich frage zur Sicherheit nochmals nach, ob die Leutchen hier denn wissen, was im Beutel ist und (mit Augenzwinkern natürlich) ob sie mir vielleicht eines der vielen Beutelchen “empfehlen” kann.
Die Frau lacht und antwortet: „it´s not checked, we don´t know whats inside, it can be only scum or the biggest nugget ever, choose one and maybe you´re the lucky guy of the day…”
Dies bedeutet soviel wie, dass der Inhalt nicht überprüft ist, es kann Dreck oder ein dicker Goldklumpen sein.
Das ist mir dann auch Erklärung genug und so kaufe ich ein Säckchen.

Man hätte auch das fertige Gold gleich im Döschen oder im Glasröllchen kaufen können.
In jedem Döschen ist etwa die 5-10 fache Menge drin, was wir an Gold gefunden haben, allerdings auch zu guten Preisen deutlich über dem Materialwert…
Die Säckchen kosten wie gesagt nicht viel.
Das ist aber eigentlich auch ein Beweis dafür, dass entweder wirklich nichts im Säckchen drin ist, oder die Leute es hier wirklich nicht wissen.
Säckchen mit Erde aus dem Abhang füllen dauert vielleicht so um fünf Minuten?
Ergo verursacht das keine hohen Personalkosten wie z.B. der direkte Goldverkauf (auch der Ranger saß an seiner Pfanne gut 15 Minuten und hatte weniger wie wir in der ersten Schale).
Treu und Glauben lassen uns eben letzteres hoffen.

Wir entscheiden uns ebenfalls das Gold nicht selbst auszuwaschen, obwohl die Versuchung da ist.
Viel mehr besinnen wir uns und wollen dieses außergewöhnliche Souvenir unserer Katzensitterin Tanja mitbringen, die aufopferungsvoll und selbstlos jeden Tag bei uns vorbei schaut und unsere lieben Katzen Dori und Minki zuhause füttert.
Wenn hier wirklich Gold im Säckchen drin ist, dann hat sie es verdient.

Wer sich genauer zum Goldgräberdorf Tanakavaara, sowie den eventuellen Übernachtungsmöglichkeiten auch ohne Wohnmobil informieren möchte, dem sei ein Besuch der folgenden Webseite empfohlen (externer Link, siehe Haftungsausschluss, Webseite in deutscher Sprache verfügbar): Tankavaara

Gegen halb 2 machen wir uns wieder auf den Weg.
Wir sind eine Erfahrung reicher, das hat wirklich Spaß gemacht!
Wenn jemand nach uns die Route zum Nordkap via E 4 / E 75 nimmt: Die beiden Orte Rovaniemi (Polarkreis, Weihnachtsmanndorf) und Tankavaara (Goldgräberstadt) sind auf jeden Fall einen Besuch wert.
Beide Attraktionen sind von der Landstraße aus gut und groß ausgeschildert, man kann die Orte nicht verfehlen.
Wir bereuen es zu keinem Zeitpunkt hier angehalten zu haben und würden es auch auf einer zweiten Reise jederzeit wieder tun.

Es geht weiter auf der E 75 nach Norden, wir sind ausgelassen und guter Stimmung, wir kommen gut voran, das Wetter ist toll und die Landschaften wunderschön.
Gegen 14 Uhr sehen wir dann auch endlich unsere ersten frei laufenden Rentiere!
Mitten auf der Straße!
Ich habe im Web gelesen, dass die Tiere immer dort hin laufen, wo sie auch hin gucken, bzw. wo die Schnauze hin zeigt.

Die beiden Rentiere scheinen übrigens auch hier oben in den einsamen Weiten Laplands über Internet zu verfügen und diese Guck-und-Lauf-Regel auch gelesen zu haben, denn Mutter und Kind queren sicher die Straße mit festem Blick auf den linken Straßenrand. Ich halte vorsichtshalber mit so großem Abstand zu den Tieren an, dass ich für ein Bild sogar zoomen muss.

         
Einsame Weiten Laplands                                                        Dann endlich die ersten freien Rentiere: Mami mit Bambi

Um etwa halb 3 erreichen wir Ivalo an der Südspitze der ersten Ausläufer des Inari- Sees.
Ich stehe kurz an einem Straßenschild. Nach rechts geht es auf die L 91, die über Raja-Jooseppi direkt nach Murmansk und damit ins tiefe Russland führt.

Im Reisebericht von Markus Besold beschreibt dieser, dass er von der Nordspitze Norwegens noch einen kurzen Abstecher an die Grenze Jakobselv und damit an die Tore Mütterchen Russlands gemacht hat.
Ich habe mir das mehrfach zuhause und auch jetzt mit Anja zusammen in der Karte angesehen, das wäre ein Umweg von etwa 300 Kilometern vom letzten Zipfel der E 6.
Ob wir hierfür Zeit haben?
Was sollen wir auch in Russland?
Rein kommen wir eh nicht, wir haben zwar unseren Reisepass dabei, aber ohne Visum läuft hier nichts.
Dennoch, so nah an Russland einfach dran vorbei fahren?
Wenigstens mal die Grenze gesehen haben ist doch auch etwas wert, oder?
Das wir einen Abstecher an die Grenze machen wollen, das war zumindest theoretisch schon geplant. Nur 100% sicher wo dies sein würde, war noch offen.
Nach kurzer Beratung entscheiden wir uns den Grenzbesuch dann eben hier zu absolvieren , genauer für den kleinen etwa 50 km weiten Abstecher an die Grenze Raja-Jooseppi.
Würden wir den Umweg über Kirkenes und die Grense Jakobselv nehmen, wäre das ein Umweg von etwa einem Tag. Wir liegen zwar nach unserem Empfingen recht gut in der Zeit, allerdings ist es schwer abzuschätzen, wie sich die Reise noch entwicklen wird.

Wir folgen nun der lokalen Landstraße 91.
Kaum haben wir die E 75 verlassen wird die Straße dünner, der bereits spärliche Verkehr dünnt nochmals spürbar aus.

Spätestens nach der letzten Ortschaft vor der Grenze Akujärvi (wo wir rechts Richtung Murmansk abbiegen) könnte die Straße auch einspurig sein und wir hätten dennoch mit Gegenverkehr keine Probleme.
Wir treffen ein paar Rentiere und hin und wieder verirrt sich ein russischer Kleinlaster oder ein Pick-Up- ähnliches Fahrzeug mit uns unbekannten Kennzeichen auf dieser Straße.
Der Zustand einiger dieser Fahrzeuge ist verkehrstechnisch mehr als bedenklich.

„Hörma Schatz“, bitte ich Anja: „wenn uns hier was passiert, dann sucht und findet uns kein Mensch, schreib mal fix ne SMS nach Hause, dass wir nen kurzen Abstecher an die russische Grenze machen, dann wissen die Suchtrupps wenigstens, wo wir zuletzt waren…“

    
Die Berge ganz hinten am Horizont gehören wohl schon zu Russland…

Ein bisschen unheimlich ist die Strecke trotz der wilden und natürlichen Schönheit dann doch.
Was wenn sich hier russische Schlepperbanden in den Wäldern herum treiben?
Unsere Wagen, unsere Wertsachen und nicht zuletzt diverse Körperteile sowie Organe könnten auf dem Schwarzmarkt sicher einen hohen Preis erzielen.
Und so ordne ich trotz voller Fahrt vorraus (100 km/h sind zulässig) die Sicherung der Türen durch das Herunterdrücken der Türverrieglung an.
Vielleicht werden wir bei voller Fahrt geentert und dann sind verschlossene Türen auf jeden Fall sicherer, als offene.

Mein Blick streift stets durch das angrenzende Waldgebiet, aber außer ein paar Rentieren ist hier wirklich tote Hose.
Dann passieren wir einige Zaunanlagen mit Stacheldraht, Betonpfeilern in enger Folge, Panzersperren und Gräben.
Uns wird bewusst, dass genau hier an dieser Stelle vor einigen Jahren noch der kalte Krieg „getobt“ hat.
Hier war eine der Außengrenzen des wirtschaftlichen Kapitalismus gegen den Kommunismus.
War Finnland damals eigentlich in der NATO? Die Zaunanlagen hier deuten jedenfalls auf deutliche Befestigungsanlagen hin.
Zum Glück ist auf der Straße selbst davon nichts zu sehen.
In regelmäßigen Abständen im Wald können wir nun sogar Bunkeranlagen erkennen, alles in Richtung Osten ausgerichtet.
Schon beängstigend! Besonders, weil hier kein Lebenszeichen zu erkennen ist, nichts!

Der Grenzort Raja-Joosepi, der in der Karte als Ortschaft eingezeichnet ist, entpupt sich als eine einfache Ansammlung einiger Häuschen, die meisten wirken unbewohnt. Es gibt nichts, kein Ortskern, kein Kiosk, keine Kreuzung, nichts.
Einfach nur die Straße mit ein paar Häuschen rechts und links.
Dennoch sind wir froh wieder etwas Zivilisation zu sehen, den Schildern nach sind wir auf jeden Fall noch in Finnland.
Wir folgen dem Schild „Tulli“ welches in Weiß gestrichen wie ein deutsches Grenzschild aussehen würde und liegen mit der Vermutung, dass es sich bei „Tulli“ um die Grenze handelt offenbar richtig.

Kurz vor der Grenze liegt auf der rechten Seite eine Art Autofriedhof, einige Karossen sind bis auf das Rohmetallkonstrukt ausgeschlachtet oder ausgebrannt. Das ganze ist schon wieder mulmig, sind wir noch in Europa?
Kurz darauf stehen wir vor dem Grenzkomplex.
Hier ist endlich etwas Leben zu erkennen.
Wir halten am Straßenrand in angemessener Entfernung (etwa 180 Meter) und schauen uns um.
Murmansk ist von hier aus nur 251 km entfernt.
Russland klingt schon spannend, im Hintergrund sind einige Berglandschaften zu sehen, diese liegen definitiv mindestens 50, 100 oder gar 150km ins Land hinein.
Mist, dass ich damals in Erdkunde nicht so gut aufgepasst habe, aber ich vermute einfach mal, dass es sich um das Ural-Gebirge handeln muss.
Das mit dem Ural ist nämlich der einzige Landstrich, der mir neben den Eiswüsten von Sibirien noch auf Anhieb einfällt.
Und wenn nicht, ist es mir auch egal (Sorry Herr Erdmann…)

Jetzt fehlt mir hier nur noch Doktor Schiwago, der mit Katja hier durch die Wälder hüpft, immer auf der Flucht vor den Rot- oder den Weißgardisten, dann wäre das Klischee von Mütterchen Russland komplett.

Ich parke seitlich an einer Einfahrt und stelle den Motor ab.
Nun sind wir hier und was nun?

Ich entscheide mich für eine kurze Aufklärungsmission, will überlegen, ob man an der Grenze vielleicht irgend etwas zu sehen bekommen kann.
Wir öffnen unsere Fenster einen Spalt, spähen auch in den angrenzenden Wald genauestens jeden Punkt ab, wie gesagt, wir haben beide ein komisches Gefühl.

Nachdem sich aber nichts abzeichnet wage ich den wichtigen Schritt und steige aus dem Wagen aus.
Ich komme mir dabei vor wie Armstrong: „Its one small step for man…“

Ich überlege kurz zur Grenze zu gehen, entscheide mich dann aber dagegen.
Was wenn ich nach Russland rein darf, aber danach nicht mehr raus?
“Besser nichts anbrennen lassen“ schießt es mir durch den Kopf und so entscheide ich mir nur für ein paar Beweisbilder, dass wir hier kurz vor den Toren Russlands gestanden haben.
Auch das allein ist ja schon toll und definitiv das höchste, was ich meinem mahnenden Verstand abverlangen kann.

         
Russland 200m voraus…                                                        Hier der Beweis: Ich traue mich sogar aus dem Fahrzeug…

         
251km bis Murmansk, geht eigentlich…                                    Grenzanlage in Jooseppi, hinter der Schranke: die GUS

Nachdem Anja ein paar Bilder von mir gemacht habe, steige ich wieder ein und wir drehen um.
Das war ein Abenteuer, ganz klar. Es war so nicht geplant und mir war schon etwas mulmig im Bauch. Keine Ahnung warum.
Vielleicht waren alle Sorgen unbegründet oder auch nicht.
Als Kindern hat man uns gesagt (zu Zeiten des kalten Krieges): „Da hinten sind die bösen“. Vielleicht ist ein Stück davon hängen geblieben. Wer weiß. Ich bin jedenfalls froh, dass wir wieder nach Finnland rein fahren.

Ein paar Kilometer sind wir von der Grenze weg, da taucht plötzlich hinter einer Kuppe eine ganz Herde Rentiere auf.
Mindestens 20 Stück oder mehr tummeln sich zum Teil auf der Straße.

Na also! Nun hat sich diese Tour doch wirklich gelohnt, eine ganze Herde, die vielleicht durch uns das erste Mal an diesem Tag aufgeschreckt wurden.
Leider gucken (und damit laufen) auch alle kreuz und quer durch den Wald, das Bankett und über die Fahrbahn.
Wir fahren vorsichtig näher ran.

Einige laufen direkt von der Fahrbahn runter, andere scheinen jedoch die Ruhe weg zu haben und traben vorschriftsmäßig in Fahrtrichtung auf unserer Fahrspur entlang.
Fehlt eigentlich nur Beleuchtung und Nummernschild, dann sind die armen Tiere Teilnehmer am Straßenverkehr.
Ob Rudolphs Nase (die rote) als Beleuchtung ausreicht?
Wir kommen näher und bringen weitere Unruhe in die Herde, unsere Bilder müssen wir mittlerweile nicht mehr zoomen.
Einige Tiere laufen nun auch auf der anderen Fahrspur, ein Glück, dass hier so wenig Verkehr herrscht und die Straße von weitem einsehbar ist.
Nach einem kurzen Huper setzt der Herdenfluchttrieb der Tiere ein.
Ein großes Leittier setzt nach rechts in Gebüsch an und alle anderen Tiere folgen dem Anführer.

         
Kurz nach der Kuppe: Eine Herde Rentiere                               ganz schön viele

         
Einige kreuz und quer, einige vorschriftsmäßig am Rand            Ein kurzer Huper scheucht die Tiere von der Straße

Als wir die Herde passieren sehen wir nur noch einige in den Bäumen umher huschen und der Spuck ist vorbei.
Der Rest des kleinen Abstechers verläuft unspektakulär. Nach Etwa 30 Minuten zügiger Fahrt durch die einsamen Weiten Lapplands abseits der Hauptstraße haben wir die 50 Kilometer wieder zurück gelegt und passieren gegen 15:30 wieder den Ausgangsort unseres Abstechers Ivalo.
Nun geht es wieder die E 75 hinauf und schon bald erreichen wir den mächtigen Inari-See.

Der Straßenverlauf wundert uns schon wieder.
Ist denn hier oben niemals Hochwasser? Auch nicht am mächtigen Inari- See?
Wenn der See mal über die Ufer tritt, dann ist hier aber alles unter Wasser, schon komisch.
Mich würde interessieren, ob der See stets seinen Level bzw. Wasserstand hält.
Immer wieder kommen imposante Kurven und Kuppen direkt am Wasser.

         
Auf der E 75 immer am Inari- See entlang                                Haben die hier denn niemals Hochwasser?

Kurz vor 16 Uhr bekommen wir allmählich Hunger und wir entscheiden uns eine kleine Pause einzulegen.
Zwischen Inari und Ivalo sehen wir am Straßenrand wieder eines der kleinen Touristencenter und wir hoffen hier etwas zu Essen zu bekommen.
Zunächst aber besuchen wir einen ausgestopften Bären, der hier als Touristenfänger dient.
Und da er nun mal schon da ist, machen wir auch ein paar Fotos von uns und dem Bären.

Ein kleiner Verkaufsladen hat wie am Polarkreis wieder allerlei warme Klamotten bis hin zur kompletten Outdoor-Ausrüstung zu bieten.
Anja findet Gefallen an einem schwarzen T-Shirt, wo in einer Leuchtfarbe das Nordlicht drauf abgebildet ist.
Original authentisch mit entsprechendem Markenschild.
Hübsches Teil und nicht teuer. Also kaufen wir es. Ist ja auch eine Art Souvenir.
Am Nordkap ist das Teil vielleicht auch zu bekommen, dann aber wohlmöglich etwas teurer…

         
Das sieht nett aus!                                                                  Hier bei den ausgestopften Bären machen wir mal Pause…

Nach unserem kleinen Shoppingausflug suchen wir in einem angrenzenden Imbiss etwas zu essen.
Nun muss man sich allerdings diesen Imbiss nicht so vorstellen, wie die Imbissbuden in unseren Breitengraden.
Was wir vorfinden würde bei uns allenfalls als provisorische Armen- oder Armeeküche durchgehen, alles wirkt ziemlich improvisiert.
Vor der Stube stehen ein paar einfache Tische und ein Mülleimer, das ist das einzige, was mich hier eine kommerzielle Nutzung der vorgefundenen Küche vermuten lässt.
Weiter von finden sich noch ein paar Picknickbänke, dort könnte man sich ebenfalls ausruhen.

Man betritt den kleinen Raum, wo 2 zusätzliche einfache Tische aufgestellt sind.
An einer sitzt ein Mann mit einer Bärenfellmütze und genießt Suppe mit Brot.
Im Hintergrund gibt es eine offene Küche.
Die Küche besteht aus einem 2-Kocher elektrisch, einem Kühlschrank, einem Spülbecken aus Emaile, einer kleinen Arbeitsplatte mit einem Mini-Öfchen und einer netten Bedienung, die jedoch aussieht, wie jemand von der Straße.
Komplett mit Jacke und Klamotten, keine Schürze, keine Uniform, keine „Küchenkleidung“ eben.
Es fehlt auch komplett eine Auslage oder eine Kühltheke mit Nies-Schutz, auch eine Karte oder eine Tafel mit den Tagesangeboten gibt es nicht.
Preise stehen auch nirgends, statt dessen hängt an der Wand ein Bild vom See.
Gar nichts erinnert an eine normale Imbissbude, es ist beinahe so, als würde ich zuhause in eine kleine Hütte kommen und das wäre hier alles privat ohne Publikumsverkehr.
Ich überlege kurz, ob wir hier vielleicht wirklich in einem privaten Haus stehen und will mich gerade umdrehen, als die Frau uns nett begrüßt.
Auf dem elektrischen Kocher steht ein feuerroter Topf, aus dem es merkwürdig aber auch einladend zugleich duftet.

Ich frage höflich auf Englisch, ob man hier etwas zu Essen bekommen könne, was die junge Frau auch gleich bejaht.
Ich frage was es gibt und sie bietet mir an entweder den Eintopf mit Fisch nach Art des Hauses zu probieren oder geräuchertes Fischfilet pur, das ist alles.
Grandios ist die Auswahl damit wohl nicht, aber auf genau so etwas habe ich gewartet.
Das ist dann wohl die typische regionale Küche. Der Eintopf mit Sicherheit eine Art Fischsuppe und der Lachs fangfrisch aus dem Inari- See. Wundern würde es mich jedenfalls nicht.
Man sollte sich ja eigentlich auf den geruchsmässig nicht mal annähernd identifizierbaren Eintopf einlassen.
Einfach nur so als kleines Abenteuer.

Der Bauch entscheidet sich jedoch für ein Lachsfilet, welches aus dem Kühlschrank geholt wird und schon fertig geräuchert zubereitet ist.
Die Dame wärmt den nun kurz im kleinen Mini-Backofen auf.

Ich bin zunächst skeptisch, dann aber geschmacklich vollkommen überwältigt.
Keine Ahnung, ob es an dem Fisch liegt und seiner Herkunft oder ob es eine besondere Art der Salzung und Zubereitung ist.
Dieses kleine Stück Lachsfilet ist das beste Stück Lachs, das ich jemals gegessen habe!
Und gar nicht teuer!
Ich bin beinahe zu geizig auch nur ein kleines Stück mit meiner Frau zu teilen, so lecker schmeckt mir der Fisch.
Zu ihrem Glück hat sie ihre eigene kleine Gabel und so können wir beide den Fisch genießen.
Das ist ein Genuss, den ich mit geschlossenen Augen noch heute auf der Zunge schmecken kann.
Herrlich!
Den Fisch essen wir komplett auf mit Haut, es bleibt nicht ein Fitzel übrig.
OK, das wäre erledigt. Fangfrischen Fisch in Skandinavien essen können wir heute Abend von unserer To-Do Liste streichen…

         
*freu*: Jetzt gibt es…                                                            Das vielleicht beste Stück Lachsfilet forever!

Gegen 16 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg.
Wir wollen als nächstes Ziel den Ort Inari ansteuern, den wir nach etwa 20 Minuten Fahrtzeit erreichen.
Der Ort selbst ist kleiner, als wir ihn uns vorgestellt haben.
Die Hauptstraße ist die Lebensader der Stadt, an ihr reihen sich ein paar Supermärkte und Tankstellen, der Rest sind Privathäuser.

An einem Supermarkt mit angeschlossener Tankstelle wollen wir nochmal den Tank voll machen, weil wir vermuten dass es vor der Grenze zu Norwegen bestimmt teurer sein wird.
Die Tankstelle selber ist unbesetzt, ein Automat bittet uns zu Kasse, der Diesel ist mit 1,06 € auch vom Preis her annehmbar.
Ich versuche meine Mastercard, meine Visa, dann die EC und zum Schluss Anja´s Visa-Card. Leider will der Automat keine der Karten annehmen.
Na toll !
Ich frage einen anderen tankenden Gast, der mir erklärt, dass nur die nationale Tankkarte funktionieren würde. Der Automat nehme aber auch Bargeld.
Man müsse erst den Schein einschieben, dann bekäme man die entsprechende Menge Sprit.
Dummerweise haben wir aber keine Euro-Scheine mehr, also frage ich nach einer Bank.
Der nette Herr erklärt mir, dass es ein paar Meter weiter auf der linken Seite einen Bank-O-maten geben würde.
Wir fahren also etwa 300 Meter die Hauptstraße entlang, bis wir den Automaten auffinden und heben mal 100 € ab. Den Rest können wir entweder verfressen oder eben wieder mit nach Deutschland nehmen.
Dann fahren wir zurück zur Tankstelle.
Der Automat nimmt dummerweise nur 5er, 10er und 20er Scheine.
Den 50er mag er nicht.
Na gut, dann eben das, was wir da haben.
Zuerst gebe ich ihm die beiden 20er, nachdem uns die Tankuhr kurz und knapp vor voll anzeigt, bekommt der freundliche Automat auch den 10er noch als Nachtisch.
Ganz voll wird der Tank damit leider auch nicht, aber vielleicht haben wir ja im Grenzort zu Norwegen nochmal Glück und können dort den Tank ein letztes Mal mit Euro voll machen.

Nach dem Tanken geht es in den zugehörigen Supermarkt. Wir wollen man gucken, was es hier oben feines zu kaufen gibt und darüber hinaus brauchen wir noch irgendwas fürs Abendessen.
Wir kaufen 2 Liter Milch und ein wenig Süsskram.
Eigentlich wollten wir uns hier mit Brot und Wurst eindecken, damit wir uns ein anständiges Abendessen zaubern können, leider können wir uns nicht so recht mit der hier angebotenen Ware anfreunden.
Zunächst mal wirkt alles total fremd und andersartig. Halbe Rinder und Elche können wir hier in den Tiefkühltheken bestaunen.
Vielleicht sind die Finnen alle Hobbymetzger und hauen sich ihren Schinken aus dem Elchrücken selber raus? Jedenfalls können wir nichts erkennen, was annähernd wie abgepackte normale Wurst aussieht. In einer Kühltruhe finden wir dann aber doch eine Art Rentierrauchfleisch.
Zumindest ist ein Rentier auf der Packung abgebildet und die darin abgepackte Wurst sieht aus wie Schinken, nur sehr viel magerer.
Auch die weitere Präsenz von Milch, Müsli, Brot und Getränken lassen uns tendenziell dazu neigen in einem Supermarkt und nicht in einem Tierfuttershop zu sein, durch die angebotene Menge an gefrorenem Fleisch hatten wir zunächst den Eindruck, wir wären im finnischen Fressnapf.
Dann aber finden wir in einer Kühltruhe etwas, was uns dann doch an der tatsächlichen Bestimmung dieses Supermarktes schwanken lässt.
Die abgepackte Wurst, die wir dort vorfinden und ein bisschen wie Fleischwurst oder Leberwurst anmutet, hat als Symbol einen Hund drauf!
Mangels Verständnis der Sprache sind wir nicht sicher, ob die Wurst nun für Hunde oder aus Hunden gemacht ist.
So vom optischen her würde ich zunächst mal sagen für Hunde.
Der Verstand sieht das, was er sehen will. Hundewurst? Quatsch!

Dennoch stehen wir beide vor der abgepackten Wurst und rätseln.
Muss für die Einheimischen schon komisch aussehen…
Vielleicht doch oder ganz bestimmt sogar für Hunde, aber andererseits warum sollten die hier die Wurst kühlen? Zumal es in einem anderen Gang auch Shappi und Frolic gibt.
Und darüber hinaus wirkt die Packung und damit die abgepackte Menge für einen Hund doch eigentlich viel zu klein.
Nehmen wir mal an, dass diese Wurst das Mittagessen für einen ausgewachsenen Husky darstellen soll (immerhin ist der auf dem Bild abgebildet), wäre das dann nicht ein bisschen wenig?
Obwohl wir es uns nicht wirklich vorstellen können werden wir den Verdacht nicht los, dass es sich hier vielleicht tatsächlich um Wurst aus Hunden für den menschlichen Verzehr handeln könnte. Essen die Finnen ihre Schlittenhunde im Sommer?
Sehen wir vielleicht deswegen vor keiner Hütte Hunde?
Haben wir hier oben überhaupt jemals einen Hund gesehen?
Danke, jetzt sind wir in unserem Gedanken eingefahren und bedient.
Die Vorstellung dass es sich hier um Hundefleisch handeln könnte hat uns beiden gründlich den Appetit verdorben.

         
In diesem Supermarkt in Inari gibt es…                                   …Wurst!   Entweder für oder aus Hunden, wer weiß ???

Wir kaufen nur aus Alibi etwas Brot, Milch und Cola Light in Dosen. Auf den Dosen steht, dass es in Norwegen und Schweden dafür 5 Kronen Pfand zurück gibt.
Ob sich da der Dosenhandel, also der Import von Leerdosen nach Norwegen lohnt?
Hier kaufen, leer trinken oder umfüllen und dann in Norwegen eintauschen?
Selbst wenn es gehen würde lässt mein Gehirn derzeit kein gewinnoptimiertes Denken zu, die Hundewurst hat so ziemlich alle Synapsen blockiert und so sehr ich mich auch anstrenge mögliche Gewinne auszurechnen, es will mir einfach nicht gelingen.
Auch müssen wir uns über den Preis für einfachste Dinge wundern. Tomaten zum Beispiel:
Das Kilo kostet hier oben knappe 5 Euro! Für Tomaten!
OK, man muss vielleicht dabei berücksichtigen, welchen Weg die Tomaten wohl bis hier oben zurück gelegt haben.  Aber wenn etwas einfaches wie Tomaten dann so teuer sind, was mag dann wohl das Leben hier oben kosten?

Wir machen uns um kurz vor 5 nach diesem in doppelter Hinsicht irritierenden Erlebnis wieder auf den Weg Richtung Norwegen.
So langsam müssen wir uns überlegen, wo wir pennen wollen.
Wir sind beide noch fit, das Wetter spielt mit, es ist schön hell, also beschließen wir auf jeden Fall noch ein bisschen weiter zu fahren, wir werden es wohl heute bis Norwegen schaffen, das ist doch super!

Nachdem wir Inari verlassen haben, passieren wir auf der rechten Fahrbahnseite einen kleinen Parkplatz.
Hier machen wir erst mal eine Pause und haben den Rastplatz ganz für uns allein.
Sogar ein Toilettenhäuschen mit fließend Wasser gibt es hier.
Wären wir müde wäre das ein möglicher Platz zum Schlafen.
Schilder die das verbieten haben wir übrigens auf der ganzen Reise noch nicht gesehen.
Auch hier nicht.

Aber da hier die Hauptstraße lautstark gleich nebenan vorbei führt und wir es gefühlsmäßig noch immer nicht schaffen frei zu stehen, wird daraus nichts.
Wir machen hier nur Pause und essen ein wenig. Das heißt eigentlich ich esse ein wenig und mache mir genauer nur ein Brot mit Nutella, dazu etwas Milch.
Anja mag nichts, trinkt nur einen Schluck Milch, ihr ist diese Hundewurstgeschichte offenbar so richtig auf den Magen geschlagen.
Ob die Milch vielleicht von Rentieren stammt? Oder gar von Hunden?
Kann man Rentiere melken? Oder norwegische Schlittenhunde?
Außer dem Vermerk, dass es sich um Milch handelt (zumindest vermuteten wir das im Supermarkt und es schmeckt glücklicherweise auch so) haben wir keine abgebildete Kuh und damit eigentlich auch keinen unwiderlegbaren Beweis auf Kuhmilch.
Wäre ich jetzt gehässig und würde die Milch für mich alleine haben wollen, würde ich einfach behaupten die Milch sei auch von Hunden…
Aber so gemein bin ich ja nicht und so lasse ich den Gedanken schnell wieder fallen.
Nach dem kurzen Snack geht es gleich wieder auf Tour, wir brauchen ja noch einen Schlafplatz und Norwegen ist nicht mehr fern…
Wenn man es genau betrachtet, wird es ja schon seit Tagen nicht mehr richtig dunkel, von daher kann man eigentlich auch immer weiter fahren, denn ohne Dunkelheit und Dämmerung wird man nicht müde.
Nordkap now? Why not?

    
Würden wir frei stehen wäre hier ein toller Platz für die Nacht…

In Inari haben wir die E 75 zugunsten der Landstraße 92 verlassen.
Diese führt hinter der finnisch-norwegischen Grenze bei Karasjok wieder auf die E 6.
Die Straße ist etwas schmaler und wird hüglig.

Zum ersten Mal scheinen wir irgendwie „gegen“ die Natur und nicht „mit“ der Natur zu fahren.
Es geht auf und ab, es macht Spaß diese Strecke zu fahren. Die alte E 75 hatte zwar Kurven, ist aber immer „mit dem Gebirge gefahren“ also längs zu den Hügeln. Diese Landstraße quert die Hügel und deswegen haben wir eine lustige Achterbahnfahrt.
An den Kuppen muss man zwar auf eventuelle Rentiere oder Gegenverkehr achten, aber es ist auch spannend, was einen hinter der nächsten Kuppe wohl für eine Überraschung erwartet.

              
Jetzt wird es hügelig                                              Es geht rauf und wieder runter

    
Und das kilometerweit und stundenlang  🙂  …

In Karigasniemi halten wir nochmal an einer sehr kleinen Tankstelle, die sogar noch besetzt ist.
Ich fülle den Tank randvoll auf und bekomme den Diesel hier für 1,08 €.
Viel tanken wir nicht bei, der Tank war ja noch fast voll.
Gut, dass wir in Inari getankt hatten, denn so haben wir 2 cent pro Liter gespart…  🙂
Neben der Tankstelle ist noch ein kleiner Supermarkt, ich will nochmal hier schauen, ob ich etwas leckeres finde, der Nachmittagssnack war ja nicht gerade erbauend.

Offenbar fahren die Norweger hier zu diesem Supermarkt einkaufen und tanken.
Sind denn neben Sprit auch die Lebensmittel in Finnland billiger?
Jedenfalls stehen mehr Fahrzeuge mit norwegischem Kennzeichen vor dem Laden, als finnische Autos.
Würde auch Sinn machen, warum der Laden zu so später Stunde noch geöffnet ist.

Anja bleibt im Wohnmobil, sie mag hier keinen Supermarkt mehr von innen sehen.
Der Laden selbst ist sehr klein, hat noch weniger Auswahl, als der Supermarkt, wo es die Hundewurst gab.
Außer ein paar weiteren pfandfreien Dosen Cola und ein paar Salzstangen ist nichts für uns dabei.

Mit vollem Tank geht es also ab nach Norwegen in Richtung Karasjok.
Dort kreuzt die E 6, die in Richtung Lakselv und Russenes final auf die letzte Straße nach Norden, die E 69 führt.

Die Grenze kreuzen wir gegen 19:30 Uhr.
Obwohl „Grenze“ ist eigentlich zu viel gesagt, nur ein einfaches Schild mit der Aufschrift „Norge“ weist uns auf die Grenzquerung hin, wir hätten es fast übersehen.

Die Bordzeit stellen wir nun wieder zurück: aus 19:30 Uhr wird also nun 18:30 Uhr.
Dänemark, Norwegen, Schweden und Deutschland haben die gleiche Zeitzone und liegen gemeinsam Finnland um eine Stunde hinterher.

         
Die letzte Kreuzung in Finnland                                                Dann sind wir auch schon in Norwegen

So geht es erstmal die erste Zeit mit landschaftlich etwas raueren Eindrücken weiter nach Norden.
Das Wetter hat merklich abgebaut, richtig dicke Wolken ziehen am Horizont auf und es wird windig.
Dazu fallen auch schon die ersten Tropfen vom Himmel.
Es ist auch kälter geworden, ich sitze zwar noch im T-Shirt am Steuer, aber die Heizung mit warmer Luft für die Füße läuft bereits.

Nach etwa 20 Minuten Fahrt sehen wir auch zum ersten Mal schneebedeckte Gipfel.
Und das im Juni!
Durch den Anblick des Schnees verstärkt sich das Kältegefühl ein wenig, ich kann nur hoffen, dass die Straßen eisfrei bleiben.
Aber die Schneegipfel sind zu unserem Glück nur vereinzelt auf den höheren Bergen anzutreffen, fährt man erstmal auf einer etwas höher liegenden Straße, dann hat man in das Tal einen tollen Ausblick in das Grün der Wälder.

         
Norwegen empfängt uns mit leichtem Regen   🙁                     In der Ferne liegt noch (oder schon?) Schnee auf den Gipfeln…

Auch das Wetter bessert sich wieder, nachdem wir eine kleine Hügelkette überwunden haben.
Die grauen Wolken folgen uns zwar, scheinen aber am Bergmassiv irgendwie fest zu hängen.
Ein imposantes Naturschauspiel. Nach vorn freie und klare Sicht, nach hinten dunkelste Wolken, bedrohlich, ängstlich.
Als ob uns das schöne Wetter den Weg zum Nordkap zeigen will oder das schlechte Wetter uns vor sich hertreiben mag.

Gut, dass Wetter und Wind bei weitem nicht so schnell sind, wie unser super- Wohnmobil.
Nachdem wir uns etwas Vorsprung erkämpft haben, halten wir an einem besonders schönen Aussichtspunkt erstmal für eine kleine Fotopause an.
Lang dauert die Pause allerdings nicht, kaum stehen wir ein paar Minuten draußen muss ich mich auch schon wieder meiner Erzfeinde, der gemeinen Stechmücke, erwehren.

         
Gen Norden haben wir schönes Wetter                                     Aber hinter uns türmt sich was zusammen…

Für Norwegen brauchen wir natürlich norwegische Kronen.
Zumal wir noch nicht sicher sind, ob wir vielleicht die Rückreise über Norwegen antreten wollen. In diesem Fall bräuchten wir sogar ganz viel norwegische Kronen.
Die E 6, die wir als erste Alternative für die Hinreise ja nun nicht gewählt haben, steht uns daher als Rückreiseoption offen.
Und im Moment sieht es auch danach aus, als würden wir diese auch nehmen.
Immerhin wollen wir ja auch einen Eindruck von Norwegen bekommen.

Aber wie gesagt, zunächst mal muss mal ein wenig „Knete- Monete“ her, damit wir unseren weißen Panzer auch in Norwegen betreiben können.
Hätten uns die Saubande in Farö nicht das Geld geklaut, dann hätten wir jetzt wenigstens ein paar Kronen.

         
Schlechtes Wetter?  Nicht mit uns!                                           Wir fahren den bösen Wolken einfach davon 🙂

Die erste größere Stadt in Norwegen auf der E 6 ist Lakselv, hier wollen wir uns daher auf die Suche nach einem Geldautomaten machen, gegen kurz vor 8 passieren wir die Ortsgrenze.
Wir finden auch recht schnell eine Bank an der durchgehenden Hauptstraße.
Ich parke unser Schiff am Straßenrand (hervorragende Gelegenheit für eine PP) und schicke Anja an den Geldautomaten.

Leider kommt sie enttäuscht zurück, die Bank ist zwar eine Bank, hat aber keinen Geldautomaten.
Ok, das macht ja auch Sinn für eine Bank…
Aber bitte, eine so freundliche Einladung schlägt man doch nicht aus, dann schauen wir mal weiter und parken erstmal hier.
Vielleicht hat Lakselv ja etwas zu bieten?

              
Ortseinfahrt von Lakselv: nix los…                                             Von wegen Bank: Hat ja nichtmal einen Geldautomaten…

Im Ort scheint es noch ein paar weitere Bankhäuser zu geben, ich mache mich „stadtfein“ und wir schauen uns das „Bankenviertel“ von Lakselv mal etwas genauer an. Viel gibt es allerdings nicht zu sehen.
Zum Glück finden wir dann auf einem großen Platz hinter der ersten Bank eine weitere Bank, die einen funktionierenden Geldautomaten hat und uns endlich wieder mit Barmitteln versorgt.
Es kann also weiter gehen.

Wir entscheiden uns übrigens nun (und dazu trägt auch mal wieder das helle Wetter bei, es ist viel zu hell für unseren Organismus!) die finale Route und Zieleinfahrt Richtung Nordkapp auf die E 6 und E 69 aufzunehmen und mit etwas Glück noch heute Abend vor Mitternacht das Nordkap zu erreichen.
Es ist jetzt kurz nach 8 und das Nordkapp ist etwa 190km entfernt.
Wenn es am Nordkap auch so schön ist, wie wir das Wetter hier im Moment haben, dann könnten wir mit etwas Glück zeitig für das Schauspiel einer nicht untergehenden Mitternachtssonne eintreffen!
190km in 4 Stunden muss doch zu schaffen sein!

„Komm Schatz, ab in Copilotenposition, die Mitternachtssonne ruft“ und so fahren wir schnurstracks aus Lakselv raus in Richtung Nordkap.
Wenn wir unterwegs doch was nettes finden, dann können wir ja noch immer dort stehen bleiben.
Aber ehrlich gesagt hat mich schon ein Stück weit der Ehrgeiz gepackt, kommen wir heute noch an, dann hätten wir es zum Nordkap in nur 5 Tagen geschafft!

    
Nicht mehr weit! Bis zum Nordkapp sind es nur noch 193km…

Von Lakselv aus geht es nun nur noch ein kurzes Stück auf der E 6 entlang. Bei Olderfjord führt die E 6 nämlich weiter geradeaus in Richtung Hammerfest, wir müssen allerdings auf die E 69 abbiegen, um in Richtung Norden zu gelangen.

Das restliche Stück auf der E 6 verläuft nun dicht am Meer entlang, genauer gesagt laufen wir parallel zum Porsanger- Fjord.
Die Strecke ist landschaftlich wirklich toll. Immer wieder haben wir von der Hauptstraße einen tollen Ausblick auf die Urgewalten Norwegens.
Links die dichten Bergmassive, rechts tobendes Wasser, durch Wind und Wellen aufgepeitscht.

An einer kleinen Parkbucht machen wir eine Pause. Hier steht auch schon ein anderes Wohnmobil, das hier möglicherweise die Nacht verbringt. Ich würde gern wissen, wie kalt das Wasser wirklich ist und wage an einer besonders gut begehbaren Stelle mal ein paar Schritte ins Meer.
Auch möchte ich eine Muschel für unsere Muschelsammlung ergattern.
Ob es hier oben überhaupt Muscheln gibt?
Zeitlich liegen wir ja sehr gut, da können wir uns mal einen kleinen Abstecher an und in das Meer erlauben.
Anja ist das Wetter jedoch zu kalt und zu windig, sie mag nicht so nah ans Wasser gehen.
Statt dessen macht sie lieber ein paar „unschöne“ Bilder von mir.
Der Wind weht mir sehr kräftig entgegen und wirft mir den wenigen Sand, der sich hier am Strand finden lässt, auch noch gnadenlos an die Beine. Das tut richtig weh! OK, ich bin aber auch selber schuld. Ich hätte neben der Jacke ja auch ruhig mal eine lange Hose anziehen können. Aber zum Fahren ist die kurze Hose wirklich perfekt…
Das Meer oder der Fjord ist übrigens saukalt! Höchstens 3 oder 4 Grad, gefühlte -147°C würde ich jedoch eher sagen 😉

              
Kurze Pause am Wasser:                                                             Ich will mal schauen, wie kalt das Meer ist

Weiter geht´s
Hinter Kolvik machen wir übrigens etwas abseits von Meer und Wasser erneut Bekanntschaft mit den Rentieren.
Man muss hier wirklich auf der Hut sein! Hinter jedem Baum, hinter jeder Kuppe oder Kurve kann sich so ein Rentier verstecken!
Wir sehen aber auch diese beiden Besucher der Straße rechtzeitig. Wir trauen uns etwas näher heran, die Tiere lassen sich aber durch uns nicht aus der Ruhe bringen und queren seelenruhig die Straße…
Der hintere gibt dabei übrigens den Ton an. Auch hier ließ sich schon vorab erahnen, dass die beiden die Straße queren würden, den das hintere Ren schaut die ganze Zeit auf die linke Straßenseite, stubst das vordere Ren an und überholt es schliesslich. Dann queren die beiden die Straße ohne nach hinten zu gucken oder zu blinken.
Alles in totaler Ruhe… Also: Aufpassen und immer gucken, wohin die Rentiere gucken, denn dort wollen die meist auch hin…

         
Unterwegs gen Norden                                                           Etwas eng…

         
Schau mal, da sind sie wieder: Rentiere!                                  Hey! Habt ihr keinen Blinker?

Neben den Rentieren und der bergigen rauen Natur ist noch ein ganz anderes Element sehenswert: Das Meer!
Der Wind sorgt hier für ein ganz besonderes Schauspiel, auf den Wellen bilden sich kleine Gischtkronen wie Schaumzucker.
Auch das Wasser wirkt nicht unbedingt dunkelblau, bedrohlich oder kalt.

Viel mehr haben wir an einigen Stellen sogar den Eindruck, dass wir uns genausogut in der Karibik befinden könnten.
OK, mann muss natürlich das kalte Wetter, die Regentropfen (es hat wieder leicht angefangen zu regnen) und die knapp
2- stelligen Temperaturen ausklammern, aber das Wasser lässt diesen Effekt nunmal aufkommen.
Es ist stellenweise sogar türkis. Keine Ahnung warum.

         
Trotz Regen tolle Eindrücke vom Meer:                                    weisse Gischtkronen und teilweise türkises Wasser

Unterwegs machen wir auch mit den ersten Tunneln Bekanntschaft.
Die sind nicht gerade angenehm zu fahren.
Der Tunnel ist spärlich beleuchtet und darüber hinaus muss man sich eine Röhre für beide Fahrtrichtungen teilen und das über meherere Kilometer! Das sind mal eben ein paar Hundert Meter, dieser Tunnel hier zum Beispiel ist locker 4km lang.
Das ist definitiv nichts für schwache Nerven, ich habe sonst nie Angst in Tunneln, aber der hier flößt sogar mir Respekt ein!

Wer Platzangst hat, dem würde ich raten hier nicht entlang zu fahren, es ist wirklich kein schönes Gefühl.
Wenn jemand einen Ort sucht, wo man Tunnelbeklemmungen erlernen kann, hier ist er!

    
Der Blick ins Nichts (Bild nachträglich etwas aufgehellt! 😮   )

Hier auf der E 69 ist die Küstenstraße noch ein ganzes Stück feindlicher und abweisender, als auf der E 6.
Die Bergmassive links zu uns sind sehr steil und erlauben kaum Handlungsspielraum in Form von Ausweichmöglichkeiten. Rechts kommt direkt nach einer kleinen Mauer das Meer. Es stürmt mittlerweile kräftig, der Wind und das schlechte Wetter haben deutlich an Intensität zugelegt. So haben wir uns den Besuch des Nordkaps wirklich nicht vorgestellt.

Auch sind wir mittlerweile irgendwie ganz allein unterwegs.
Ob das an der späten Uhrzeit liegt?
Kaum ein Auto kommt uns entgegen und wenn mal eins von hinten kommt, dann ist es ein Norweger, der uns schnell überholt und dann das Weite sucht.
Als ob alle auf der Flucht vor einer drohenden Gefahr wären. Vielleicht ein Sturm? Das Wetter ist aber auch fies.
Immer wieder ruckeln kleinere Windböen am Fahrzeug, aber unser AutoRoller rollt wie eine Eins weiter geradeaus.
Der ist echt klasse.
Das mulmige Gefühl jedoch bleibt.
Ob das vielleicht die fremde feindliche Umgebung ist? Oder dies in Kombitnation mit dem Wetter? Auch in mir regt sich ein Fluchtgedanke.
Nur wohin sollten wir fliehen? Unsere einzige „Zufluchtsmöglichkeit“ haben wir ja dabei…
„Jetzt nur nicht aus der Ruhe bringen lassen…“ denk ich mir und entscheide für mich, dass ich das Wetter und die Situation nicht feindlich, sondern als abenteuerlich und spannend betrachten will. Und schon geht es gleich wieder besser.

    
So sieht es auf der E 69 der direkten Zufahrt zum Nordkap aus

Mit der Idee das alles wie ein Abenteuer zu sehen steigt auch die Lust mal wieder etwas von diesem außergewöhnlichen rauen Naturgewalten am eigenen Leib zu erfahren.
An einem kleinen Rastplatz halten wir an. Ich brauch auch mal eine Pinkelpause.

Der Rastplatz liegt optimal im Bogen eines U, welches die Straße hier macht. Somit haben wir zum ersten Mal seit mehreren Kilometer endlich wieder etwas Platz nach rechts und nach links.
Obwohl unser PKW im Vergleich zum Wohnmobil wohl nur unwesentlich schneller unterwegs wäre, zum reinen Fahren wäre der auf jeden Fall für die kurvenreiche und enge Küstenstraße deutlich besser geeignet. Aber egal, wir liegen auch so ganz gut in der Zeit.

Apopos Zeit, die Uhr zeigt kurz nach 21 Uhr.
Zum Nordkapp sind es vielleicht noch geschätzte 100 Kilometer, ein Schild haben wir schon länger nicht mehr gesehen.
Sieht gut aus. Nur das Wetter macht mir weiter Sorgen. Bei den trüben Verhältnissen wird sich wohl kaum nachher die Sonne zeigen.

Interessant finde ich die Flora, die sich hier oben auftut. Es gibt keine Bäume und nur sehr wenige Sträucher. Die Sträucher, die ich sehen kann, die kommen kaum über Kniehöhe hinaus. Das meiste ist grün-braunes Moos und etwas Gras, welches sich zwischen den ganzen Steinen etwas Lebensraum abgerungen hat. Eindrucksvoll!
Auch die Steine sind einzigartig. Jeder Stein ist rund und glatt geschliffen. Mit jedem Stein hier oben kann man „Wasserspringen“ spielen.
Einige Besucher vor uns haben aus einigen Steinen kleine Steinhaufen gebaut. Was auf den ersten Blick urig ausschaut, wirkt auf den zweiten Blick zu künstlch, als das es in diese raue Umgebung passt. Ich bin noch nicht sicher, ob mir die von Menschen geschaffenen Steinhaufen gefallen…

         
kurze Pause an einem Rastplatz                                              Anja bleibt lieber im Wohnmobil, ihr ist es zu frisch draußen

         
Danach geht es weiter auf der E 69…                                       Immer weiter gen Norden…

Auf der E 69 erleben wir dann sogar eine kleine Überraschung!
Hier oben leben wirklich Menschen! und das möglicherweise sogar freiwillig!
Was in Gottes Namen kann hier oben in dieser lebensfeindlichen Umgebung aus Stein, Geröll, Dauerregen, Wind, Eis und Sturm lebenswert sein?
Hier oben ist doch gar nichts! Ich meine, was machen die Leute, wenn sie mal einkaufen fahren wollen? Der nächste halbwegs brauchbare Shop (Supermarkt wäre wohl zu viel gesagt) befindet sich in Lakselv, das sind bestimmt 100 Kilometer von hier!
Mal eben abends ne Tüte Chips holen? Es graut wohl schon der Morgen, bis man vom „bin mal eben Chips holen“ zurück ist. Und von was mögen die Menschen hier oben wohl leben?
Landwirtschaft oder Viehzucht kann es nicht sein.
Hier oben wächst doch außer diesem merkwürdigem braunen Moss zwischen den Steinen gar nichts.
Industrie? Hier ist nichts außer den paar Häuschen. Anja hat sich im ADAC- Länderführer schlau gemacht und erteilt mir nun eine kurze Nachhilfestunde dadurch, dass sie mir Rentierzucht und Fischfang als mögliche Lebensgrundlagen präsentiert.
Tourismus wäre mir noch eingefallen, ob es stimmt, werden wir ja bald erleben.

         
Unglaublich! Mitten in der Einöde…                                          …leben tatsächlich Menschen! (Bild gezoomt)

Kurz hinter Käfjord ist es dann soweit!
Wir erreichen den Nordkaptunnel!
Früher (das weiß ich aus den Reiseberichten von Markus Besold) muss es hier mal eine Fähre gegeben haben, nun aber gibt es einen Tunnel. Ich bin noch nicht sicher, ob ich dafür dankbar sein soll. Einerseits ist das Wetter nicht sehr erbauend für eine Bootsfahrt, andererseits haben wir auch schon mit den Tunneln schon so unsere Erfahrungen gemacht

Es geht entgegen meiner Erwartung auch gleich in den Tunnel rein, man muss nicht warten und ein Checkpoint oder sowas scheint es auch nicht zu geben.

Der Tunnel selbst ist zwar etwas besser beleuchtet als der letzte, aber auch hier muss man sich eine Röhre für beide Fahrspuren teilen. Die Mittellinie ist zwar durchgezogen, aber das bisschen Farbe auf der Straße ist alles, was uns vom Gegenverkehr trennt. Einmal mehr würde ich mich freuen einen PKW zu haben. Denn der ist bedeutend schmaler.
Zum Glück ist wenig Verkehr.

Auch geht es gleich im Tunnel mal so richtig bergab! Die Geschwindigkeit ist auf 80 km/h begrenzt, wenn ich unser Wohnmobil rollen lasse, dann würden wir schneller als 80 werden, so steil ist das Gefälle.
Mit dem 5ten Gang bremse ich das Wohnmobil ein und gebe nur hin und wieder etwas Gas.
So geht es erstmal etwa 3,5 Kilometer den Berg herunter.
Wir flachsen, ob wir uns anstelle vom Nordkap nicht gleich in der Hölle oder im Hades wiederfinden.
Irgendwann verschwindet der kleine weiße Punkt hinter dem Wohnmobil (der Eingang).
Von hier an geht es nun nur noch hinab in die Dunkelheit…

Immer nur unterbrochen durch die vorbei fliegende gelbe Neonröhrenbeleuchtung.
Hin und wieder sehen wir Teile der Deckenverkleidung oder auch der Seitenverkleidung herab hängen. Lose Drähte, Gitter, Provisorien…

Das ist definitiv nichts für schwache Nerven!
Wenn der nun einkracht, was dann?
Das Bergmassiv und die Wassermassen über uns müssen gigantisch sein, wenn wir allein für die Zufahrt schon so weit runter fahren müssen.
Wenn man Platzangst hat, dann muss man sich in diesem Tunnel nun ganz schön überwinden. Mit jedem Meter abwärts steigt im Gegenzug die Menge an Gestein und Wasser über uns. Kein schönes Gefühl…

Nach dem Gefälle geht es zum Glück irgendwann auch wieder rauf. Wir sind aber noch immer im Tunnel!
Ich muss einmal in den 4ten Gang zurück, wir sind im 5ten Gang zu langsam geworden.
Auch das ist kein Zuckerschlecken.

Obwohl das Überholen ausdrücklich untersagt ist, werden wir von einem norwegischen PKW- Fahrer im Tunnel überholt.
OK, schlimm ist das nicht, man kann durch die Beleuchtung recht weit sehen und entgegenkommende PKW (sofern sie das Licht eingeschaltet haben) sind schon in 1,5km Entfernung auszumachen.
Trotzdem fies…

Endlich am Horizont ein heller Punkt, wir werden schneller…
Endlich!
Nach schier endloser Tunnelfahrt (immerhin 7 Kilometer!) erreichen wir endlich den Ausgang und sind auf der Nordkapinsel.
Wir sind dankbar aus diesem dunklen Verlies entkommen zu sein. Jetzt ist es nicht mehr weit zum Nordkap.
Vielleicht 40 oder 50 Kilometer. Die Uhr zeigt kurz nach 22 Uhr. Wir werden es pünktlich zur Mitternachtssonne schaffen!

Das Wetter hat sich übrigens nochmal deutlich verschlechtert! Leider 🙁
Neben Wind und Regen kommt nun auch noch Nebel hinzu.
Die Sicht fällt stellenweise auf vielleicht 100-150 Meter ab.
Auch Schnee und Eis, was wir bis zu diesem Moment nur auf entfernten Berggipfeln gesehen haben, hat nun seine kalten Finger in unsere Richtung ausgestreckt. Die Moos- und Steinlandschaft wird durch den Schnee weiter entfremdet.

Nun sind wir beide absolut sicher. Das war kein Tunnel ! Das war ein Riss im Raum/Zeitkontinuum, wir sind definitiv auf einem anderen Planeten!!!
Wir wollen gerade nach Housten funken, dass wir ein Problem haben und uns möglicherweise verflogen *äh* verfahren haben, da werden wir unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück geholt!

An der Ausfahrt ein paar Meter nach dem Tunnel gibt es ein kleines Kassenhäuschen.
Schnell schauen wir uns um, aber außer der Zufahrt zum Kassenhäuschen können wir keinen Weg entdecken.
Ausweichen ins Gemüse? Das ist vielleicht moorig hier und wir würden versinken. Vielleicht würde uns nie jemand finden…?

Wir halten an der Schranke an. Hier schieben tatsächlich 2 Mann Dienst.
Ich würde fast darauf wetten, dass wir eines der ersten Fahrzeuge hier an diesem Abend sind.

Ein freundliches aber raues und von den Natureinflüssen gezeichnetes Gesicht empfängt mich:
„Good evening, how long is the Camper“

Wir stehen in einer Markierung auf dem Boden, er sollte eigentlich sehen, dass wir deutlich über 6 Meter haben…

„Good evening Sir. Well, it´s about 6 Meters“ antworte ich mit einem Lächeln, vielleicht kommen wir ja so durch.

Der Verkäufer lehnt sich nun aus dem Fenster und schaut zur rückseitigen Markierung: “But you´re out of the 6-Meter- marking, how long?”
Was macht das bitte jetzt noch für einen Unterschied?
Wenn wir über 6 Meter lang sind und er das sieht, warum will er es dann noch so genau von mir wissen?
Für die Statistik?
„It´s 6,80 at all“ Was solls, Lügen hat hier eh keinen Sinn mehr.
„Then it´s 491 NOK“

WAS? WIE BITTE?    (ist ihnen auch gerade die Kaffeetasse aus der Hand gefallen?  😉
Das sind ja umgerechnet 60 Euro! Für eine einfache Tunnelfahrt!
OK, vielen Dank. Gerade haben wir im Schnellkurs gelernt, wovon die Menschen hier oben leben…

Was ist das nur für eine bodenlose Frechheit für einen Tunnel nach Metern abzurechnen?
Ist doch egal wie lang wir sind! Auf einer Fähre hätte ich dafür ja noch Verständnis, aber für einen Tunnel?
Zähneknirschend gebe ich ihm das Geld.
Ich bin jetzt nur noch froh, dass wir gleich da sind. Was anderes zählt jetzt wirklich nicht mehr.
Den weiten Weg haben wir ja nicht gemacht, dass wir uns jetzt von einer blöden Mautstelle aufhalten lassen.
Andererseits ist es ziemlich unfair erst die Leute durch den ellenlangen Tunnel -ohne vorherigen Hinweis- fahren zu lassen. Nach dem Tunnel besteht dann keine Alternative mehr, man muss bezahlen. So kann man es auch machen…

         
Unsere ersten Eindrücke der Nordkapinsel                                Regen, Eis, Wind und Nebel

Weiter geht es auf der E 69. Viele Kreuzungen kommen nicht mehr.
Einmal müssen wir links abbiegen (geradeaus ginge es nach Hönnigsväg, das schauen wir uns aber später an), an einer weiteren Kreuzung bei Skarsväg müssen wir ein weiteres Mal links abbiegen.
Aber ab da geht es nur noch geradeaus und dann sind wir da.
Wenigstens der Nebel hat ein Stück nachgelassen. Wir liegen hervorragend in der Zeit, haben etwa noch 1 Std. 30 Minuten bis Mitternacht.

         
Zum Nordkap ist es nicht mehr weit                                         Nur noch 13km juchu!!!

Die Zufahrtsstraße zum Nordkap wird nun sehr schmal.
Anja hat Sorge, dass uns vielleicht jemand entgegen kommen könnte. Denn durch die Kuppen und Kurven sieht man eventuell entgegen kommende Fahrzeuge recht spät.
Also wenn ich mir vorstelle, dass dies die Zufahrtsstraße zur touristischen Hauptattraktion einer ganzen Region ist, na dann kann man sich nur noch wundern. Hier fahren doch auch Busse lang!
Wie soll das denn gehen?

         
Die letzten Kilometer: Nur noch geradeaus                               Nanu, der Nebel kommt zurück?!

Schlimmer als die enge Straße ist allerdings der Nebel!
An der Kreuzung vorhin war er fast verschwunden aber mit einem Mal ist er wieder da. Dicker und fester als je zuvor.
Nahezu undurchdringlich. Ich habe fast das Gefühl der ist so dicht, dass er sogar das Wohnmobil langsamer werden lässt.
Wie Kaugummi…
Wir fahren den Berg rauf und mit jedem Meter wird die Suppe dichter und dicker.
Teilweise können wir nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren, die Straße sehen wir nur noch wenige Meter vor uns, um uns herum ist alles weiß. Wir haben überhaupt keinen Orientierungspunkt und können nur hoffen, dass die Straße auch wirklich zum Nordkap führt.
Aber auch wenn sie es nicht tut, wir würden den Unterschied nicht merken.
Ich bin schon oft durch Nebel gefahren, aber in dieser zum schneiden dicken Wand ist sogar mir mulmig. Und dann mit dem dicken Schiff…
Problem ist auch, dass hier oben überhaupt nichts wächst. Kein Baum, kein Strauch. Wenn wir mal kurze Einblicke auf die Flora neben der Straße haben, dann sind das nur grünbraune (eher braun) moosartige Gewächse. Dann natürlich viele Steine (einige von Menschen zu Mustern zusammen gelegt, ganz kleine Steinhaufen und Buchstaben) und einige Eisfelder.

Neben dem Nebel müssen wir aber auch noch mit einem weiteren Übel kämpfen: Wind!
Und das ist nicht nur einfacher Wind, das sind richtige Orkanböen, die uns hier um die Ohren pfeifen. Das Womo hält zum Glück relativ treu die Spur, aber es wankt.
Und das während der Fahrt.
Man sollte doch meinen, dass Wind der Erzfeind des Nebels sein sollte.
In jedem Horrorfilm zieht der Nebel langsam herauf. Und immer ohne Wind.
Aber hier? Absolut irreal !! Der Wind ist so kräftig und stürmisch und der Nebel bleibt trotzdem als dichte Wand.
Wind und Nebel sind überall!

Aus dem Weiß des Nebels tauchen irgendwann schemenhaft ein paar Blöcke auf, die mitten auf der Straße zu liegen scheinen.
Es handelt sich um kleine Kassenhäuschen, die wie Mauthäuschen in der Mitte der Straße angesiedelt sind. Es gibt mehrere davon. Zeugt von regem Betrieb im Sommer…

        
Wenigstens am Nordkap selbst wird es wieder etwas besser

Wir fahren an die Kasse heran und werden von einer netten Dame empfangen.
Das Problem: Sie will doch tatsächlich ein weiteres Mal Geld von uns haben.
Nicht genug, dass wir die Zufahrt zur Nordkapinsel schon teuer bezahlt haben, jetzt sollen wir nochmals abdrücken, nur um auf das Nordkapplateau zu kommen.
Unglaublich, es werden weitere 390 Kronen fällig.
Dafür dürfen wir maximal 48 Stunden hier bleiben. Das ist die maximale Aufenthaltsdauer am Nordkapp.
Also ist die Übernachtung wenigstens schon mit drin…

Nach dem Bezahlen tasten wir uns vorsichtig weiter vor.
Vergessen ist nun alles an Strapazen und raubritterhaftem Wegezoll.
Wir erreichen endlich das Nordkap. Hier ist definitiv das Ende der Welt, das ist ein tolles Gefühl!
Ich fühle mich ein klein wenig wie ein Entdecker, obwohl das natürlich vollkommener Blödsinn ist.

Unsere Reise endet hier, von hier aus kann man nicht noch weiter nördlich fahren, es sei denn man hat ein Boot und möchte zum Nordpol.
Von hier aus geht es ab jetzt nur noch in Richtung Süden und damit läutet dieser Moment irgendwie natürlich auch die Rücktour ein.

Der Nebel ist noch immer zum schneiden dick, wir fahren auf den Parkplatz und haben keine Ahnung, wo genau der Parkplatz eigentlich ist.
Völlig orientierungslos klammern wir uns an einen kleinen rechteckigen Kubus, den wir am Wegesrand sehen.
Dann endlich tauchen aus dem Nebel schemenhaft weiße Wohnmobile auf unserer linken Seite auf.
Hier sind wir dann wohl richtig.
Wir sind da, wir haben es tatsächlich geschafft.
Wir sind am Nordkapp, ab heute gehören wir dazu. Wir sind ab sofort echte Nordkapfahrer!

Man kann also mit viel Fahren und Scheuklappen auf in 5 Tagen das Nordkapp erreichen. Obwohl das stimmt nicht ganz. Wir haben auch auf dem letzen Abschnitt viele Pausen gemacht und uns einiges angesehen. Und die Verzögerung durch den Einbruch sie auch noch genannt. Vielleicht kann man sogar bei guten Vorzeichen noch einen Tag rausholen, wenn man etwas mehr fährt. Gut zu wissen und vielleicht interessant für andere Fahrer.

An Schlaf ist jetzt wirklich nicht zu denken, ich will jetzt wissen, wo die Metallkugel steht und auch die letzten Meter an den nördlichsten Punkt endlich zurück legen.
Bei schönem Wetter hätten wir vielleicht sogar etwas von der Mitternachtssonne (die Sonne soll hier niemals untergehen) gehabt. So allerdings müssen wir mit Nebel und Wind Vorlieb nehmen.
Die Uhr zeigt uns kurz vor Mitternacht und es ist mal abgesehen vom trüben Nebel durchaus so hell, als wäre es ein ganz gewöhnlicher nebliger Nachmittag bei uns zuhause.

Wir parken in einer Lücke ohne zu wissen, in welche Richtung sich das Wasser und die Klippe befinden könnte.
Das mag man sich sicherlich schwierig vorstellen können, aber wenn man außer „Weiß“ absolut nichts sieht, dann hat man sogar Angst einen Schritt vor die Tür zu machen, weil man nicht weiß, ob man vielleicht nur wenige Meter vom Abhang entfernt stehen könnte.

Hier muss doch irgendwo ein Besucherzentrum oder sowas sein!?
Das Wohnmobil steht ja erstmal, umparken können wir später noch immer.
Also erstmal den Motor abgestellt, Gang rein und die Handbremse angeknallt.
Der Wind prügelt jetzt, wo sich das Wohnmobil nicht mehr bewegt, erbarmungslos auf uns ein.
Das Wohnmobil schüttelt und rüttelt sich, wie ein Schiff bei schwerer See oder die Gondel einer Seilbahn.

Wir packen uns selbst in dicke Klamotten, dann verlassen wir das Wohnmobil an diesem feindlichen Ort.
Irgendwo muss doch die berühmte stählerne Weltkugel sein, für die das Nordkap so berühmt ist.

Die Tür wird vom Wind aufgerissen, sofort weht eine Böe ins Innere des Wohnmobils.
Wir steigen aus und schließen die Tür mit aller Kraft.
Dann versuchen wir uns zu orientieren.
Wir haben Glück, just in diesem Moment klart der Nebel ein klein wenig auf, wir können in der Ferne schemenhaft ein größeres Gebäude erkennen.
Das ist alles, was wir als Orientierungspunkt haben, also machen wir uns dorthin mal auf den Weg.
Der Wind beißt und sticht in unser Gesicht, wir müssen uns schützen, damit es uns nicht die Haut zerreißt.
Auch müssen wir schräg gehen, sonst würde der Wind uns umwerfen.
Reden ist unmöglich, der Wind trägt sofort alle Wortfetzen weg.
Man muss sich anbrüllen und mit Handzeichen die Richtung vorgeben.

Nach ein paar Metern ist der Spuck vorbei.
Das schemenhafte Gebäude entpuppt sich für uns zum Glück als Besucherzentrum, hier sind wir goldrichtig aufgehoben.
Gegenseitig drücken wir uns, wir haben es geschafft, wir stehen am nördlichsten Punkt Europas.

Am Eingang angekommen öffnet sich die Glastür. Entgegen unserer Erwartung ist hier tatsächlich reger Betrieb.
Wo kommen nur all die Leute her?

Zielstrebig durchqueren wir als aller erstes die große Halle und machen uns gleich auf in Richtung vorderen Ausgang.
Denn dort wird die Kugel sein! Das Ziel, das Ende der Reise!

Wir öffnen die Tür und können uns kaum noch auf den Beinen halten!

Wir stehen fast ganz allein auf einem weitläufigen Plateau und sehen nur schemenhaft ein Geländer in etwa 20 bis 25 Meter Entfernung.
Der Sturm, der uns bereits an der Wohnmobiltür begrüßt hat, ist nochmals stärker geworden. Man muss sich die Ohren zuhalten, so sehr tut der beißende und schneidende kalte Wind erbarmungslos auf allen offnen Hautpartien weh.
Anja ist das zuviel, sie kehrt nach ein paar Schritten in Richtung Klippe um und bleibt im Schutze des Vordaches zurück, ich muss es also allein wagen.

Aber auch ich komme nicht sehr weit, ich schaffe es zwar nah genug ran an die Kugel, um von ihr ein Bild zu machen, aber der Wind ist zu kräftig, dass ich noch näher ran könnte. Man hat das Gefühl, als würde der Wind durch jede Faser der Kleidung kriechen, die Wärme des Körpers nehmen, ja schon fast an sich reißen und sich mit ihr davon machen.
Wenn ich hier noch länger stehe, dann raubt mir der Wind auch noch die Seele und das Herz.
Es ist wirklich unbeschreiblich!!
Ich habe zwar keine Ahnung, was der Tod ist, aber ich glaube fast, dass er sich so in etwa anfühlen muss.
Ich kann es hier definitiv nicht noch länger aushalten und stolpere zum Empfangsgebäude zurück. Wenigstens drückt mich der Wind nun von hinten, müsste ich erneut gegen den Wind ankämpfen, dann müsste ich für die 20-25 Meter erstmal eine Pause machen! So kräftezehrend ist der Marsch durch den Wind!

Zurück im Empfangsgebäude wärmen wir uns erstmal auf. Mit Mitternachtssonne wird das hier heute nichts werden. Alles, was wir von der Mitternachtssonne erahnen dürfen, ist ein kleines Plakat mit einer chronologischen Bilderserie (bei schönem Wetter!) der Mitternachtssonne.
Aber irgendwie kommt das Feeling nicht so recht rüber…

         
Das war´s: Näher komme ich im Moment einfach nicht dran      Das war alles, was wir von der Mitternachtssonne sehen konnten


Wir drehen noch eine kleine Runde durch die Haupthalle, besorgen uns eine kleine Informationsbroschüre an der Info auf deutsch und besuchen die gut frequentierten Waschräume.
Während unseres zweiten Rundganges schauen wir uns an, was man hier oben alles so machen kann.
Es gibt neben der Information einen Souvenierladen, eine Kapelle, ein Kino, eine Kaffeebar, eine Grottenbar im Untergeschoß, ein thailändisches Museum (!), ein Postamt und ein kleines Restaurant.
Eindrucksvoll! Das muss man so sagen, denn vom Besucherzentrum liegt allenfalls ein kleiner Teil „sichtbar“ auf dem Plateau, die meisten Teile der Anlage sind in den Stein gehauen und verstecken sich so unter der Erdoberfläche. Beinahe wie bei einem Eisberg. Macht auch Sinn, denn hier oben ist jedes Bauwerk exorbitant den Naturgewalten ausgesetzt.
Die Anlage ist wirklich viel größer, als wir sie uns auf den ersten Blick vorgestellt haben.

Viel davon probieren wir in dieser Nacht allerdings nicht aus, wir wollen uns nur einen ersten Eindruck, so eine Art Rundumblick verschaffen.
Die Sehenswürdigkeiten werden wir uns nachher in Ruhe anschauen, wenn wir ausgeschlafen haben.
Im Moment sind wir einfach nur müde.

Wir finden auch heraus, warum es hier so voll ist!
Die Schiffe der Hurtigroute legen in Hönnigsväg an, die Schiffsgäste werden dann pünktlich zur Mitternachtssonne hier ans Nordkapp mit Bussen gefahren, damit auch diese diesem Naturschauspiel der nicht untergehenden Sonne beiwohnen können.
Dann dürfen die Leute noch ein wenig shoppen gehen, bevor sie wieder in den Bus verfrachtet und zurück aufs Schiff gebracht werden. Wir werden kurz darauf auch Zeuge dieses Schauspiels, denn schlagartig ist etwa gegen 1 Uhr die Besucherhalle fast komplett leer.
Ne knappe Stunde ist das Besucherzentrum nun noch geöffnet, dann wird auch hier für Reinigungsarbeiten ein paar Stunden zu gemacht.

Wir besuchen erneut die Waschräume und machen uns frisch, das angrenzende Kino weckt dabei unser Interesse.
So ein kleiner „Gute-Nacht“- Film wäre vielleicht genau das richtige, um den ersten Eindruck vom Nordkap etwas aufzuwerten. Denn was wir bisher gesehen haben war ja nicht so toll.

Der Film ist dafür toll! Er geht etwa 15-20 Minuten und handelt über die vier Jahreszeiten am Nordkap.
Sehr sehenswert.
Nicht nur, weil der Film komplett ohne Text auskommt (nur mit Musik untermalt und damit für alle Besucher sehenswert), sondern weil das Kino darüber hinaus auch noch eine Leinwand mit gewölbter Fläche hat. Kennt man vielleicht aus dem Vergnügungspark. Ist sowas wie ein 3D-Kino mit 5 Videoprojektoren.
Besonders die Flugaufnahmen der Insel sind toll, man fliegt quasi mit und obwohl ich hundemüde bin und mir fast die Augen zufallen, der Film ist mal wirklich gut gewesen und spannend gemacht.

Nach dem Film allerdings kämpfen wir uns ohne Umwege zurück zum Wohnmobil.
Der Nebel hat sich etwas gelichtet und so können wir nun zum ersten Mal wenigstens die Dimensionen des Parkplatzes ausmachen.
Wir entscheiden uns das Wohnmobil umzuparken, denn im Moment stehen wir fast allein und in den Wind. Das ist nicht gut.

Zum Glück macht gerade ein anderer Wohnmobilfahrer eine Lücke im etwas abgelegen Teil des Platzes einen Parkplatz zwischen 2 dicken Wohnmobilen frei, sodass wir uns sogleich in diese Lücke stellen.
Bei dem allgemeinen Verkehr hier auf dem Plateau (allgemeine Aufbruchstimmung…) fällt unsere Rumrangiererei zum Glück nicht so sehr ins Gewicht und ich hoffe niemand gestört zu haben.

Nachdem wir umgeparkt haben, machen wir uns fertig für die Portion Schlaf, die wir nach diesem wirklich sehr erlebnisreichen Tag auch dringend nötig haben. Was haben wir heute doch alles gesehen!?

Wir haben Gold geschürft in Tankavaara, klopften an die Toren Russlands, aßen den perfekten Lachs am Inari- See, haben die Grenze nach Norwegen passiert und stehen nun final am Nordkap.
Alles in allem mit Abstecher nach Russland waren das knapp 700km, die wir heute gefahren sind.

Wenn man es extrem möchte und rein theoretisch: “ Nordkap(p) und zurück in 10 Tagen ex Kerpen bei Köln?“
„Pfft, kein Problem…!“

„Du, was ist mit der Heizung?“ fragt Anja.
„Was soll damit sein?“ frage ich.
„Nun ja, kalt, Gas, abgedreht… machts *klick*?“
„grmpf…“ also ziehe ich mir wieder ne Hose an und stiefele erneut raus in den Sturm, um den Gashahn aufzudrehen, ein Glück, dass der Gaskasten direkt neben der Eingangstür angebracht ist.

Wieder im Bettchen hat Anja ein weiteres Problem: Der Sturm!
Er bläst so kräftig, dass sie Sorge hat, dass das Wohnmobil vielleicht umfallen könne. Aber da wir eigentlich durch unseren Platz zwischen 2 anderen Fahrzeugen sicher stehen, wird das wohl hoffentlich nicht passieren.

2 Kommentare

  1. Gratuliere und herzlichen Dank für diesen ausführlichen Bericht. Ich hoffe, dass ich nach Ostern mit meinem Mietwohnmobil starten kann. Mit freundlichen Grüssen: Josef Zuber

    • Hallo Herr Zuber,
      danke für das freundliche Lob! Für die eigene Tour wünschen wir alles Gute!
      Beste Grüße in die Schweiz senden
      Tim, Nils, Anja und Björn

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