Gegen 6 Uhr werde ich halb erfroren wach.
Mein verwegener Plan endlich mal wieder ohne 2 Hosen 2 Shirts und einem Pullover zu pennen ist durch mein eigenes Zähneklappern jäh unterbrochen worden.
Anders, als ich es erwartet hatte, ist es in der vergangenen Nacht doch recht kalt geworden.
Ich krabbele aus dem Bett und checke das Thermometer, es zeigt knapp 6 Grad Außentemperatur.
Im Innenraum sind es nur 0,8 Grad wärmer.
Kein Wunder, die Dachluken sind ja auch auf, nach dem Bratgeruch von gestern wollten wir mal durchlüften und da trotz untergegangener Sonne das Thermometer draußen noch immer 12 Grad angezeigt hatte, haben wir uns entschieden die Luken eben über Nacht auf zu lassen.

Ein Fehler, wie sich nun heraus stellt.
Ich schließe die Luken, werfe mir Socken und den Jogger an den Körper und kuschele mich wieder ins Bett.
Dabei stelle ich mich bewusst ungeschickt an, damit Anja ein weniger wacher wird.
Sie grummelt vor sich hin und ich schauspielere ihr einen erkälteten Eskimo in Unterwäsche am Südpol vor.
Die Mitleidsmasche zieht, noch während ich mich in meine eigene Decke einlullere, kommt Anja angekrabbelt und öffnet ihre warme Deckenburg.
Sofort umfängt mich ihre wohlige Wärme, ich will noch darüber nachdenken, wie schön das doch ist, da schlummere ich weg wie ein Stein.

Gegen 9 Uhr deutsche Zeit klingelt der Wecker.
Kurze Zeit später krabbele ich erneut aus dem Alkoven und werfe die Truma an.
Wir leben übrigens noch immer aus der 11kg- Flasche.
So langsam könnten wir somit auch verschwenderischer mit dem Gas sein.
Selbst wenn uns das Gas jetzt ausgeht, werden wir die letzten 3 Tage locker mit der 5er leben können.
Aber vielleicht reicht die 11er ja auch aus? Wer weiß?
Ich bin gespannt, wenn ich wieder zuhause bin und die Flasche abwiegen kann, falls dann noch was da drin ist.
Hätte die Waage ja auch mitnehmen können, aber so weit habe ich in der ganzen Vorbereitungsphase mal wieder nicht gedacht.
Typisch „Brain“ eben, wenn man schon ohne Jacke nach Schottland fährt…

Nachdem es ein wenig wärmer im Aufbau geworden ist, das Thermometer zeigt die für uns nun neu angepasste Wohlfühltemepratur von 15°C, stehen wir auch und gehen duschen. Es liegt ein wenig Nebel in der Luft und es ist diesig. Eine Vorhersage, wie das Wetter heute werden wird, dass kann man beim besten Willen noch nicht vorher bestimmen.

         
Diesig und neblig, der nächste Morgen                    Kurzer Blick über den Platz und unsere Nachbarn

Wir sind spät dran, die meisten auf dem Platz haben schon geduscht, entsprechend sehen die beiden Duschkabinen der Herrenduschen auch aus.
Straßenschuhendreck eben, da kann man nichts machen. Sauber gemacht wird hier übrigens von 11 bis 12 Uhr, dann sind die Serviceräume komplett geschlossen.
Geschickter Zeitpunkt, wenn ich´s mir recht überlege.
Auschecken muss man bis 12 und ab 11 sind die Serviceräume zu.
Für ein kurzes „Geschäft“ vor der Abfahrt bleibt da keine Zeit mehr.

Gegen 10 Uhr Ortszeit treffe ich mich mit Anja wieder am Wohnmobil, sie war heute etwas schneller fertig mit Duschen.
Kein Wunder, ich habe ja auch ausgiebig geduscht.
Dann machen wir Frühstück.
Heute mal mit Cornflakes vom Aldi, dazu die „üblichen Verdächtigen“ mit schottischem „Mother´s Pride“ (Mutters Stolz)- Brot mit Käse und Wurst.

    
Corn Flakes, Brot, Wust und duftender Kaffee, ein guter Start…

Danach räumen wir auf, alles dauert irgendwie etwas länger heute, aus unserem Plan früher zu fahren und ganz früh am Scone Palace zu sein wird wohl nichts.
Erst um kurz vor 12 und knapp vor der „Leaving Time“ verlassen wir den CP. Das Wetter hat zwischenzeitlich deutlich aufgeklart und wir haben fast keine Wolke am Himmel.
Die Sonne scheint so stark, dass man sogar während der Fahrt die Fenster auf machen kann. Es sieht gar nicht aus wie Herbst, es fühlt sich mehr wie Frühling an.

Wir fahren ein paar Meter zurück bis zum Scone Palace, nach nur 2 Minuten Fahrtzeit sind wir da.
Wirklich ein perfekter Campingplatz, wenn man zum Scone Palace will.
Heute haben wir uns Kunst und Kultur auf die Fahne geschrieben, geht ja nicht, dass man durch Schottland rauscht und an jeder Sehenswürdigkeit einfach weiter fährt, ohne sich diese anzusehen.
Blair Castle haben wir uns gestern schon gespart, heute wird nicht gespart und wenn der Eintritt 15,- Pfund kosten sollte. Dies ist immerhin ein Palace und kein mickriges Castle…
Der Scone Palace soll nun quasi als Entschädigung für unsere vorherigen Entbehrlichkeiten dienen und uns die volle Dröhnung Kunst und Kultur verpassen.

         
Die Zufahrt zum Scone Palace                                       Das alles gibt es hier zu sehen

         
Schon die Zufahrt ist toll                                                Dann kommen wir zum Kassenhäuschen

Der nette Mann am Empfang weist uns unseren Parkraum zu, was in Anbetracht der Tatsache eines leeren Parkplatzes nicht besonders schwer fällt.
Der Parkplatz für PKW ist zwar recht gut belegt, aber der große Parkplatz für Busse, Gespanne und Wohnmobile ist mit Ausnahme eines Busses komplett leer. Auch kann ich auf den ersten flüchtigen Blick über den Parkplatz keine deutschen Kennzeichen entdecken, das sind schonmal gute Aussichten.

Nachdem wir das Wohnmobil abgestellt haben, gehen wir zurück zum Empfang zu bezahlen für den vollen Zugang (Schloss und Schlosspark). Hierfür werden 7,50 Pfund pro Person fällig. Auch hier besteht die Möglichkeit wie am Blair Castle für kleines Geld nur den Park zu besuchen, das wollen wir aber heute nicht.
Wenn schon, dann richtig.

         
Wir parken fast allein auf dem Parkplatz                          dann geht´s rauf zum Scone Palace

Zunächst besuchen wir aber nicht das Schloss, denn während wir am Schloss ankommen setzt sich gerade eine Gruppe mehrerer Personen in die Haupthalle in Bewegung. Das sind bestimmt die Leute aus dem Bus.
Daher gehen wir erstmal die kleine Kapelle besuchen, wo vor der Kapelle eine Nachbildung des Stone of Cone, des Krönungssteines der Schotten ausgestellt ist.
Anja entweiht den Stone, indem sie sich einfach drauf setzt.

         
Ehrfürchtig stehe ich vor dem Krönungsstein, dem Stone of Cone, doch Anja sieht das anders und setzt sich einfach drauf

Die am Krönungsstein befindliche Kapelle selbst ist sehr klein, der Zugang ist durch ein Gitter versperrt.
Wir machen auch hier ein paar Bilder von der schlichten Inneneinrichtung. An den Wänden finden sich verschiedene Hinweise auf mögliche „Geheimbünde“. Vielleicht ist hier der Weg zum heiligen Gral verzeichnet oder der Schatz der Tempelritter und der Freimaurer?
OK, meine Phantasie geht wieder mit mir durch und Anja muss mir die Stirn auf mögliches Fieber fühlen.

Aber wenn ich mir so die Geschichte des Stone of Scone ansehe, dann lässt diese ja auch Raum für Spekulation.
Das war nämlich so:
Also die Schotten hatten so einen Stein, auf dem Könige gekrönt wurden.
Dieses war der Stone of Scone, nachweislich verwendet seit 843 n. Chr..
Da die Engländer vielleicht keine schottischen Könige mehr wollten, hat König Eduard I den Stone of Scone 1296 stehlen lassen.
Die Schotten wurden jedoch angeblich kurz vor dem Eintreffen der Engländer gewarnt und es heißt, dass diese den echten Stein möglicherweise kurz vor Eroberung der bis 1559 hier stehenden Scone Abbey durch ein Plagiat ausgetauscht haben könnten. Gesichert ist dies allerdings nicht.
Wenn dem so ist, dann ist der echte Stone of Scone nach wie vor verschollen !!

Der angeblich echte wurde von den Briten wie gesagt 1296 gestohlen, und nach London in die Westminster Abbey verschleppt.
Erst 1996 (hierauf wurde 1952 übrigens auch Elizabeth II gekrönt !) hat man den Stein offiziell zurück gegeben, die Schotten haben den Stein dann nach Edinburgh gebracht, hier am Scone Palace ist eine Replik ausgestellt.

Aber wenn es 1296 nicht der echte Stein war, den die Engländer mitgenommen haben, was dann?
Wo sollten sich die wahren Hinweise auf den Stone of Scone befinden, wenn nicht hier in der Kapelle?
Ich würde mögliche Hinweise jedenfalls genau hier verstecken.
Das wäre bestimmt auch ein spannendes Thema für Dan Brown und seinen Romanhelden Robert Langdon!

          
In der angrenzenden Kappelle…                                    wird die Krönungsszene eindrucksvoll in Stein dargestellt

         
Na wenn es hier keine geheimen Schriftzeichen gibt         dann weiß ich es auch nicht

Nachdem wir ausreichend Zeit hier an der Kapelle verbracht haben und der Meinung sind, dass die Reisegruppe nun weit genug fortgeschritten sein dürfte gehen wir rüber zum Palast.
Nun wollen wir uns diesen Scone Palace (gebaut zwischen 1802 und 1812) genauer von innen ansehen und gucken, ob der den erhöhten Kombitarif für Park und Palast wert war.
Am Eingang des Schlosses wird unser Ticket kontrolliert, dass wir auch wirklich für Park & Schloss gezahlt haben, unsere Tickets werden entstempelt.
Dann fragt die Dame, wo wir her stammen.
Ich antworte wahrheitsgemäß „From Germany“, war ja bisher auch nicht verkehrt.
„Ah, dann herzlich willkommen, bitte wollen sie durchgehen und sich vorne zu einer Tafel nehmen“
Wir sind überrascht und quittieren die nette Geste der Dame mit einem breiten Lächeln.

Eine weitere Dame in Uniform nimmt uns am Eingang des ersten Ausstellungsraumes in Empfang, dann dürfen wir uns vom Kaminsims eine Holzplatte mit deutschem Aufdruck nehmen.
In Kurzform wird auf den Tafeln die Geschichte des Scone Palace erzählt.

         
Dann gehen wir rüber zum Scone Palace                         Wir werden am Eingang „gebührend“ empfangen

Das Fotografieren und Filmen ist im Scone Palace übrigens verboten, ein Schild am Eingang weist darauf hin.
Daher packen wir unsere Kamera weg, ohne das man uns extra dazu auffordern muss, was von der Dame im ersten Raum mit einem freundlichen Lächeln belohnt wird. Komisch, bis dahin war sie mir unsympathisch.
Sie scheint froh darüber zu sein, dass sie uns dummen Touristen nicht erneut bitten muss das Fotografieren einzustellen. Ich bin mir sicher, sie muss das Fotografierverbot als Angestellte, die im ersten Raum Dienst verrichtet, mehr als einmal Tag mit mehr oder minder Nachdruck verbal durchsetzen.

Trotzdem muss ich sagen, dass sich das Bilder machen durchaus lohnen würde, denn die Räumlichkeiten sind wunderschön altertümlich eingerichtet. Es sind viele persönliche Dinge wie zum Beispiel die einzelnen Stammbäume, aber auch in späteren Ausstellungsräumen Fotos und persönliche Briefe der Familie ausgestellt. Ich kann schon verstehen, dass man keine Bilder machen soll, es ist schon ein Stück weit persönlich.

Die Ausstellung durchweg chronologisch geordnet. Man beginnt im frühen Mittelalter, sieht Eindrücke aus dem Spätmittelalter, dem 16 und 17 Jahrhundert und so weiter.
Es wird auch zum Schluss in einem kleinen Vorführraum ein spannender Videofilm gezeigt, der so gar nicht in ein Museum passt.
Warum?
Keine Ahnung, vielleicht weil er spannend gemacht ist so mit den nachgestellten Kampfszenen oder weil dort auch ein paar mystische Rätsel aufgegeben werden, z.B. ob der Stone of Cone, (der echte steht wie gesagt in Edinburgh ausgestellt, das lernen wir aus dem Film) eventuell gar nicht der wirklich echte ist.
Ich möchte aber auch dazu nicht zuviel verraten, man sollte sich selbst ein Bild davon machen.
Spannend wie ein Buch von Dan Brown ist es allemal.

Fast eine ganze Stunde halten wir uns im Scone Palace auf. Das ist wirklich empfehlenswert!
Nachdem wir das Schloss durch die übliche „Touristen-verabschiedungs-Area“, dem Souvenierverkauf verlassen haben, wollen wir uns noch ein wenig den angrenzenden Park ansehen. Es war für uns, die wir seit Tagen so um 15-18°C leben, im Schloss mit über 20°C recht warm. So schön das da drinnen auch anzusehen ist, ich habe nun leichte Kopfschmerzen und freue mich schon auf die frische Luft und das herrliche Grün.

Wir schauen in die kostenlose Infobroschüre des Scone Palace und entdecken einen alten Friedhof in der Nähe. Das ist genau das richtige für meine gerade im Kopf entstehende Verschwörungstheorie!
Ich meine wenn die Schotten schnell einen Stein verstecken müssen, während die Engländer vorrücken, wo würde man den Stein am besten verstecken? Man kann ja schlecht einen dicken Stein in der Unterhose verstecken. Der muss mit deutlichem Aufwand getragen werden und dürfte kaum im Angesicht der Engländer sehr weit weg von der Scone Abbey entfernt worden sein. Also wohin mit dem Stein?
Doch wohl dahin, wo man am wenigsten einen Stein vermutet, weil schon andere Steine da sind und der Stein nicht extra auffällt. Auf einem Friedhof natürlich!
Wenn der Stein irgendwo liegt, dann vielleicht hier am Scone Palace Friedhof.

         
Durch den Park und durch Ruinentore                             geht es rüber zum Friedhof

         
Wenn der Stone of Scone irgendwo versteckt ist…           …dann vielleicht genau hier drunter? 😮

Gegen 13 Uhr haben wir trotz genauester Suche auf dem Friedhof keine weiteren Hinweise auf den Stone of Scone finden können. Schade. Macht aber auch nichts. Ist ja eh nur eine Romanidee.
Der Park lädt noch zu einem kleinen Spaziergang ein, allmählich gehen wir zurück zum Wohnmobil.
Es ist schon Mittag durch und wir müssen ja heute auch noch ein Stückchen fahren.
Wir fahren aber nicht eher, bevor Anja ein wirklich wunderschönes Bild vom Scone Palace gelingt. Das ist mal richtig klasse geworden und das mit der kleinen Kodak- Kamera.

    
Der Scone Palace in seiner ganzen Pracht                                                              (k by Anja 🙂

Vom Scone Palace aus geht es auf dem direkten Weg nach Perth und von hier aus zum ersten Mal seit Tagen wieder auf eine richtige Autobahn, die M 90 in Richtung Edinburgh.

So langsam müssen wir uns überlegen, wie wir die Reise enden lassen, wir liegen hervorragend in der Zeit.
Wir könnten heute in oder bei Edinburgh bleiben und uns den Rest des Tages und ggf. morgen früh die Stadt ansehen. Andererseits mit dem Womo nach Edinburgh? Glasgow hat mir schon nicht so richtig gefallen und auf Edinburgh habe ich persönlich jetzt nicht so den Bock.
Das ist mal was für eine Städtetour, aber nicht unbedingt etwas für einen Schottland-Überland-Urlaub. Anja ist da leider anderer Meinung, sodass wir auf dem Weg nach Edinburgh ein wenig darüber diskutieren, was wir denn nun machen wollen.

Im Endeffekt werden wir Edinburgh nur streifen und links liegen lassen. Wenn uns die Stadt gefällt, dann können wir dort auch nochmals mit einem Billigflieger für ein verlängertes Wochenende hin fliegen.

         
Wir verlassen den Scone Palace                                  und fahren bei Perth auf die M 90 Richtung Edinburgh

Statt dessen überlegen wir uns für heute noch ein anderes Reiseziel: Die Rosslyn Chapel!
Ja genau! Die berühmte Kirche für das Beinahe- Finale aus Dan Browns Buch „Sakrileg„, wo im Buch die sterblichen Überreste der Maria Magdalena irrtümlich vermutet wurden. Wir werden sie besuchen!

Eigentlich war der Besuch der Rosslyn Chapel ja erst für morgen oder so angedacht, aber da wir so nah an Edinburgh sind und wir nun durch das „Skippen“ von Edinburgh etwas Zeit hinzu gewonnen haben, werden wir versuchen die Rosslyn Chapel noch in den heutigen Tagesplan einzubauen. Würde auch vom Wetter her gut passen, denn es scheint stabil zu bleiben mit der Sonne. Wer weiß, wie es morgen aussehen wird.
Sollte uns auch gelingen, es ist etwa halb 2, als wir auf die leere M 90 auffahren. Zum ersten Mal seit Tagen fahren wir wieder an die 100 km/h. Ganz schön schnell und ungewohnt…

Roslin, die Stadt, in der die Rosslyn Chapel steht, erreichen wir schon eine knappe Stunde, nachdem wir bei Perth auf die Autobahn gefahren sind. Um exakt 14:31 Uhr passieren wir das Ortseingangsschild von Roslin.
Durch Edinburgh mussten wir zwar etwas suchen, aber Anja hat das Navigationsruder fest in der Hand gehabt und mich zielsicher und ohne große Umwege durch die äußeren Ringstraßen gelotst.
Gute Arbeit.

Für unseren Besuchsbericht bzw. für unser Reisetagebuch sei erwähnt, dass wir die Rosslyn Chapel aus dem Auge des Film- und Buchkenners betrachten. Der verfilmte Roman „Sakrileg“ oder auch bekannt als „Der Da Vinci Code“ mit Tom Hanks in der Hauptrolle hat uns beiden sehr gut gefallen. Einer der weniges Filme, wo die Verfilmung das spannende Gefühl beim Lesen durchaus ebenfalls vermitteln kann und nicht nur stur die Handlung runter gewürgt wird.
Wir haben schonmal eine Tour zu den Darstellungsorten aus einem anderen Buch (Illuminati) nach Rom gemacht, sowas finde ich sehr spannend.
Darum sei es uns also verziehen, das wir in der Kirche, wie übrigens viele andere Toursiten auch, vorrangig nach Hinweisen aus dem Film durchforstet haben, den wir heißt es in diesem Film: „Der heilige Gral zu Rosslyn liegt versteckt…“
Wäre die Kirche nicht mindestens Schauplatz des Romanes gewesen, ich glaube wir wären hier nie hingefahren, geschweige denn von der Kirche überhaupt jemals Kenntnis gehabt.

Zum Parken sei noch kurz erwähnt, dass wir keinen direkt ausgeschilderten Parkplatz für Wohnmobile gesehen haben. Neben den üblichen PKW- Parkplätzen gibt es noch einen separaten Parkplatz, der nach der Beschilderung jedoch nur für Busse ist und durch einen Schlagbaum (stand offen) geschützt ist.
Da die Reihe der PKW gerade knapp lang genug war, dass wir mit unserem knappen 6 Meter- Schiff hier parken konnten, haben wir uns in die PKW- Reihe gestellt. Wir waren damit nicht allein, ein weiteres Mobil (siehe Bild) hat es genauso gehandhabt. Für Fahrzeuge über 6,50 – 7,00 Meter halte ich den Platz allerdings für nicht mehr geeignet. Ob man auf dem Busparkplatz mit dem Womo stehen darf, dass kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ach ja, das Parken war kostenlos.
Ein Schild, dass die Übernachtung auf diesem Parkplatz verboten sei, fanden wir überraschenderweise nicht vor.
Allerdings wird der Parkplatz offiziell für alle spätestens um 18:00 Uhr geschlossen.

Auch erschien uns das ganze Areal noch ziemlich neu und zum Teil provisorisch. So findet sich für das kleine Geschäft zum Beispiel auf dem Parkplatz nur ein (kostenlos benutzbarer) Toilettencontainer vor und auch sonst ist man offenbar auf den Anstrum von Touristenmassen noch nicht so ganz vorbereitet, aber dazu kommen wir später nochmal.
Wie gesagt, ich gehe davon aus, dass 2/3 der Besucher hier nur her kommen, um den Original Buch-/Filmschauplatz zu bewundern. Wir gehören ja auch dazu…

         
Zufahrt nach Roslin                                                        kostenloser Parkplatz an der Rosslyn Chapel

Nachdem wir unser Wohnmobil abgestellt haben sind es nur ein paar Schritte bis zur Kirche.
Etwas traurig sind wir ja schon, als wir sehen müssen, dass die ganze Kirche derzeit von einem Baugerüst umschlossen und mit einem Dach überdeckt ist.
Für schöne Außenbilder von der Kirche ist uns damit das Motiv genommen, schade, denn das wirklich anhaltend schöne Wetter hätte gut mitgespielt.
Am Eingang der Rosslyn Chapel werden pro Person 7,- Pfund fällig, aber da wir heute den Kunst und Kulturtag ausgerufen haben und wir kaum die Rosslyn Chapel nicht besuchen können, zahlen wir natürlich den Eintritt.
Wir werden gleich am Eingang darauf hingwiesen, dass gegen 16 Uhr die Kirche geschlossen wird, da heute eine Hochzeit statt findet. Uns steht es frei zu warten oder die verbleibenden 1,5 Stunden für unseren Besuch zu nutzen. Wir nutzen.

         
Der Eingang zur Kirche                                              die ganze Kirche umgibt eine Gerüstkonstruktion mit Dach

Dann geht es auch auch gleich in die Kirche rein.
Als erstes fällt uns die wirklich imposante Decke, das „Sternenzelt“ der Kirche auf. Hier wurde im Film wirklich nichts am PC hinzugefügt oder geschönt. Wir sind beeindruckt von der schönen Arbeit, die der/die Künstler hier an der Decke geleistet haben. Besonders die Blumen und die Sterne sehen toll aus. Was muss das früher für eine Arbeit gewesen sein?
Mit offenen Munde stehen wir da und schauen fast ne Minute erstmal nur an die Decke.

    
Die imposante Decke der Rosslyn Chapel: „Zuletzt Sie ruht unter dem Schutz der Sterne Zelt“

Nachdem wir uns von der Decke lösen können, schauen wir uns weiter in der Kirche um. Sie ist auffallend gut gefüllt.
In jeder Ecke finden sich Hinweistafeln zu der aktuellen Sehenswürdigkeit.
Das ist auch dringend nötig, denn sonst würde man überhaupt nicht erkennen, um was es sich handelt und was ein möglicher Kernpunkt eines Bildnisses ist, so übermächtig sind die einzelnen Figuren, so reicht an Detailfülle. Man wird fast erschlagen von so viel Ideenreichtum.
Keine Säule, keine Wand, kein Schnörkel, ohne dass sich dort nicht ein bestimmtes Detail finden lässt oder reich verziert wäre. Nichts ist kahl, glatt oder kalt.
Die ganze Kirche wirkt so warm und voller Geschichte und Geschichten.
Es sind viele Hinweise auf mögliche Geheimgeschichten vorhanden.
Mal sind es Engel, die krampfhaft ein Buch umklammern (vielleicht ein Geheimnis?), mal sind es Ritter, die wie Kreuzritter oder wie Tempelritter aussehen.
Es gibt Säulen, die sich schlängeln wie in einem verzerrtem Paralleluniversum, und Säulen, die kerzengerade nach oben gebaut sind.

         
Detailreichtum an jeder Ecke…                                    …und an jeder Säule

         
Überall verstecken sich kleine Figuren: Mal mehr…          …mal weniger sichtbar (unten mittig: ein kleines Gesicht)

         
Sogar an den geschichtsvollen Fenstern…                   sind noch Figuren angebracht (2 Ritter auf einem Pferd? Templer?)

         
Auch Skuriles wie „gefallene Engel“ (der rechte)…         …oder sogar Teufel finden sich an den Wänden…

Nachdem wir eine komplette Runde durch das gesamte Kirchenschiff gedreht haben fällt mir etwas auf.
Ich hatte schon fast vergessen, dass wir ja eigentlich auf der Suche nach Buch- und Filmhinweisen in der Kirche sind.
So überwältigend hat die Kirche auf uns gewirkt.

Irgendwo muss ein Zugang in den „Keller“ sein. In „Sakrileg“ gehen Robert Langdon und Sophie Neveu irgendwo neben dem Altar in den Keller, um dort an einer geheimen Falltür ein eingraviertes Symbol, die sogenannte „Fleur-de-Lis“ vorzufinden.
Aber wo ist der Zugang? Wir kehren zurück zum Altar und finden tatsächlich den Gang in den Keller bzw. in die Krypta der Kirche.

Im Film findet sich auf dem Balken über der Treppe hier das Symbol für das Weibliche und das Männliche, oder auch der „jüdische Stern“. Hier in der „echten“ Kirche findet sich an dieser Stelle jedoch nichts. Aber halt, da ist doch etwas.
Die Stelle, wo das Zeichen am Balken sein sollte, ist irgendwie heller. Da könnte durchaus mal eine Platte oder sowas gewesen sein.
Mit großer Vorfreude auf die „Fleur-de-Lis“ gehen wir die Stufen hinab, wer weiß, wie weit wir kommen bzw. was wir vom Film hier unten vorfinden werden…

    
Nun geht es hinab in die Katakomben
Komisch: Statt des Sterns nur eine helle Fläche im Holz und darüber ein Kreuz ?

Die Katakomben entpuppen sich jedoch als vollkommen anderer Raum, wie man ihn aus dem Film kennt.
Anstelle eines Archivs, wo die Fleur-de-Lis in den Boden eingelassen ist und wo sich die antiken Schriftrollen mit dem Stambaum befinden sollten, ist nur ein weiterer kleiner Gebetraum mit einem Altar vorzufinden. Der Boden sieht nicht so aus, als wäre hier noch etwas drunter.
Von einer Fleur-de-Lis fehlt jede Spur.
Es gibt wohl eine Infotafel mit ein paar Abstammungslinien, diese beginnen allerdings viel zu spät. nämlich im Jahre 1070 mit William St. Clair „The Seemly“ im Jahre 1070 n. Chr.
Es handelt sich ganz genau um den Rosslyn Family Tree, den Stammbaum der „Rosslyn- Familie“ St. Clair.
Das einzig interessante wäre jedoch in diesem Zusammenhang, dass die Film bzw. Romanfigur Sophie Neveu nach der Lösung des Geheimnisses ihrer Herkunft nicht Neveu heißt, sondern in Wahrheit Sophie St. Clair.
Ob sich Dan Brown hier von der Tafel oder vom Namen hat inspirieren lassen, das ist wohl eher Vermutung, kann aber sein.

In einer Grabnische findet sich erneut etwas seltsames.
Wir sind ja schon verrückt, dass wir diese altehrwürdige Kirche nach Hinweisen aus dem Buch absuchen, aber offenbar haben einige den Film wirklich für nicht ganz voll genommen bzw. für allzu ernst und wahrheitsgemäß angesehen und hier eine kleine Kultstätte draus gemacht.
In besagter Nische an einem Grabstein (einem Grave Slab) liegen ein paar Rosen.
Genau so, wie es sich im Film darstellt (am Grabe Maria Magdalena werden Rosen niedergelegt), so hat auch hier jemand völlig aus dem Zusammenhang gezogen ein paar Rosen in die Nische gelegt.

Ich wüsste nicht, wie ich als Kirchenverwalter damit umgehen würde.
Einerseits ist es ja bestimmt für die Kirche ansich gut, wenn sie mehr Einnahmen durch die gesteigerte Popularität bekommt (wir wären ja sonst auch nicht hier), aber andererseits verkommt die Kirche damit nicht ein Stück weit zu einer reinen „Attraktion“ und verdrängt ihren ursprünglichen Gedanken als geistige Ruhestätte für Menschen, die für ihren Wunsch Gott näher zu sein hier her kommen und hier z.B. zum Beten verweilen?
Aber vielleicht übertreibe ich ja auch und die Rose liegt in einem anderen Zusammenhang hier.

Noch während ich so über diesen Gedanken siniere treffe ich gezwungenermaßen erneut auf unsere Landsleute. Ein Pärchen etwa Anfang 50 haben ebenfalls den Weg „in den Keller“ gefunden und suchen ebenfalls den versteckten Eingang und die Fleur-de-Lis. Die Dame ist sichtlich angepisst (sorry, mir fällt kein anderer Ausdruck dafür ein!) und regt sich in einer nicht gerade einer Kirche angebrachten Lautstärke darüber auf, dass hier ja alles „Lug und Betrug“ wäre und sich hier überhaupt keine geheime Grabstätte befinden würde.
Die hat den Gong auch nicht gehört, was hat sie denn erwartet? Maria Magdalens Grab?….

Sie geht sogar noch einen Schritt weiter und meint, dass man für das Geld, was man hier an Eintritt bezahlt, ja auch ruhig das hier unten so umbauen könnte, damit es dem Filminhalt entspreche. Wäre doch nett für die Touristen.
Sie hätte es sich jedenfalls ganz anders vorgestellt und wäre enttäuscht.
Ich bin in dem Moment geneigt die Dame mal daran zu erinnern, dass es sich hier vorrangig um eine Kirche handelt und es bestimmt nicht Sinn der Sache wäre, wenn man eine geweihte Kirche zum Touristenspass umbauen würde.
Ich baue im Kopf gerade noch die richtigen Worte zusammen, da stampft sie wutschnaubend die Treppe wieder rauf.
Gut, dann eben nicht. Arme Irre… Ein bisschen schäme ich dafür, dass ich die Nationalität mit der Dame teilen muss.

         
So sieht die Katakombe der Rosslyn Chapel aus            Es findet sich der Stammbaum der St. Clair´s

         
Ein skuriler Grabstein                                                  und natürlich die niedergelegten Rosen in einer Grabnische

Rechts in einer Ecke findet sich noch eine kleine Kammer, in der ein paar weitere kleinere Fundstücke in Virtinen und Regalen ausgestellt sind. Nichts großes, ein paar Bruchstücke von Steinen aus der Kirche, Bogenteile und abgewetze Figuren und vielleicht weitere Grabsteine.

Wir sind fertig mit der Katakombe und gehen wieder rauf in das Zentrum der Kirche.
Wir haben Glück, gerade hat ein kleiner Vortrag über die Kirche begonnen, eine nette Dame steht vorne am Altar, die Bänke der Kirche haben sich gut gefüllt, alle lauschen andächtig den Ausführungen der Erzählerin.
Wir gehen leise in eine Ecke und lauschen ebenfalls dem Vortrag.
Ich habe Mühe den Ausführungen zu folgen. Einerseits, weil die Dame ein feines schottisches Englisch spricht (das man mal so gar nicht mit meinem Realschul-/Volkshochschul- und Berlitz- Englisch vergleichen kann) und andererseits werden viele Fachbegriffe wahrscheinlich aus Religion und Archäologie verwendet, die ich nicht kenne oder erst im Zusammenhang des gesamten Satzes im Kopf übersetzen muss.
Anja versteht indes nur Bahnhof, sie möchte darüber hinaus von mir auch noch eine Übersetzung haben und reisst meine übersetzerische Denkarbeit immer mal wieder aus dem Kontext.
ich bitte sie um etwas Geduld und gebe ihr anschließend eine Zusammenfassung.
Der Vortrag handelt im Wesentlichen über die Geschichte der Kirche, der St. Clairs und wer sie wann und warum gebaut hat.
Auch auf die verschiedenen religiösen Geschichten wie Teufelsgestalten und heidnische Götter (zum Beispiel „der grüne Mann“  oder auch der Wächter des Waldes) wird eingegangen und warum diese in einer christlichen Kirche zu finden sind.
Es wird ein wenig auf die Freimaurertheorie eingegangen und welche Geschichte sich hinter einigen der Säulen verstecken soll, die die Kirche tragen.

Dann kommt natürlich auch eine kleine Erläuterung der Rolle der Rosslyn Chapel als Spielort für den Film.
Als erstes wird mal erwähnt, dass die Krypta (also unsere eben besuchten Katakomben) nicht der Original- Schauplatz aus dem Film sei.
Viel mehr seien die Innenaufnahmen der Krypta, die im Film zu sehen wären, im nahegelegenen Rosslyn Castle gemacht worden. Die Krypta hier sei zwar nett, im Film aber nicht enthalten.
Bevor aber nun aber alle rüber zum Rosslyn Castle stiefeln und dort die Fleur-de-Lis suchen würden, ergeht an uns der Hinweis, dass das Castle aufgrund von Baufälligkeit derzeit für Besucher nicht zugänglich wäre.
Besichtigungen nur für Gruppen und nach Voranmeldung, schade…
Auch das angebliche Symbol über der Krypta wird erwähnt.
Aber genau in diesem Moment bekomme ich mal wieder einen Aussetzer und verstehe nur, dass es nun keins gäbe.
Ob vorher eins da war oder ob noch nie eins da war, das bekomme ich natürlich nicht mit.

Dann erzälht die Dame noch etwas über das leider zwingend notwendig gewordene Gerüst um die Kirche und bittet, dass man sich darüber nicht ärgern möge, sondern sich viel mehr darauf freuen könnte nun die Kirche auch mal von oben zu sehen, das Gerüst sei nämlich begehbar.
Last but not least wird nochmal die nahende Trauung in 30 Minuten erwähnt, dann würden alle Besucher aus der Kirche „hinaus gebeten“, damit das Brautpaar ihre Hochzeit ungestört feiern könnte.

    
Alle lauschen dem kostenlosen und spannenden Vortrag

Die verbleibene Zeit nach dem wirklich spannenden und gut gemachten Vortrag werden wir daher mit der Begehung der Gerüstkonstruktion verbringen. So können wir die Kirche auch mal von oben sehen.

Für Leute mit Höhenangst ist das allerdings nichts. Nicht, weil es besonders hoch hinaus geht, sondern eher wegen der Tatsache, dass die gesamte Konstruktion aus Metall besteht und man überall durch „den Boden durch nach unten“ gucken kann. Da wird sogar selbst mir ein wenig mulmig. Ob das Metall uns auch aushält?
Die Aussicht entschädigt für den Mut. Wir bekommen einen tollen Einblick auf und über die Kirche.
Auch die Halbruine des Rosslyn Castle in der Ferne können wir ausmachen.
Also rauf klettern lohnt sich !

         
Jetzt gehts der Kirche aufs Dach                                 Das Gerüst ist nämlich begehbar

         
Die Rosslyn Chapel von oben                                        samt Glocken alles unter dem Dach

         
Aber auch die Aussicht ist klasse                                     Die Überreste des Rosslyn Castle in der Ferne (gezoomt)

Gerade noch rechtzeitig klettern wir das Gerüst wieder hinab und schauen uns den zur Kirche gehörigen Park an.
Die ersten Hochzeitsgäste treffen bereits ein, wir passen mit unserer Freizeitkleidung (ich habe nur ein T-Shirt an) mal so gar nicht in das Meer an Anzugträgern.
Wir haben gerade eine Runde zu Ende gedreht, da werden auch wir gebeten das Gelände nun zu verlassen.
Guter Zeitpunkt.
Wir haben viel gesehen, ohne uns hetzen zu müssen. Vielleicht oder gar mit Sicherheit hätte man hier noch viel länger verweilen können, aber es ist mittlerweile auch kurz vor 16 Uhr und wir brauchen auch noch einen Schlafplatz für die Nacht. Wir haben noch gar keine Idee, wo wir uns heute hinstellen könnten.

Auf dem Weg zum Ausgang kommen wir noch an der Touristeninfo bzw. am Souveniershop vorbei.
Dieser ist für die Hochzeit nicht geschlossen, wir können uns zum Abschluss drinnen umschauen und Anja kann schön stöbern.
Neben Bildbänden zur Kirche, Gläsern, Geschirr und Tassen kann man auch Nachbildungen einiger Figuren kaufen, die in der Kirche an der Wand hängen. Würde mir schon gefallen, leider ein wenig teuer…
Auch die Bücher von Dan Brown gibt es hier zu kaufen, aber ich glaub nicht, dass die davon viele verkaufen.
Wer hier her kommt, um den Schauplatz der Geschichte zu sehen, der kennt das Buch schon. Und wer das Buch nicht kennt, der wird es doch bestimmt nicht hier kaufen, oder doch? Egal.
Wir kaufen dann auch etwas, aber nur ein paar Ansichtskarten der Rosslyn Chapel, diese allerdings für uns und nicht zum verschicken.
Als wir das Areal verlassen steht draußen eine komplette Menschentraube, die auf die Freigabe der Kirche wartet.
Gut, dass wir uns vorhin entschieden haben die Zeit zu nutzen und nicht bis nach der Hochzeit zu warten, das wird nachher voll, wenn die Hochzeit vorbei ist.
Zurück am Womo stärken wir uns mit ein einem kleinen Snack, dann befragen wir unsere Reiseführer, wo wir denn heute Nacht stehen können.
Und wir quatschen darüber, wie uns die Kirche gefallen hat und wer was wo (wieder-)erkannt hat.
Ein paar Notizen mache ich mir auch, dann bleibt das alles besser im Gedächtnis.

So findet sich zum Beispiel folgender Absatz als direkter Eindruck nach unserem Besuch der Rosslyn Chapel:

Alles in allem eine sehr interessante Kirche, die durchaus auch für Romankenner von Dan Brown´s Buch „Sakrileg“ bzw.
„Der Da Vinci Code, (the da Vinci Code)“, ein interessanter Ort der Inspiration sein dürfte. Aber bitte mögen diese Touristen nicht vergessen, dass es sich nach wie vor vorrangig um eine „echte“ Kirche handelt und nicht um eine Filmkulisse.

Aber auch ohne Kenntnis des Romanes kann man hier allerhand entdecken. Ich glaub, man könnte Stunden hier verweilen und hätte trotzdem noch nicht alle Einzelheiten, Geheimnisse, Geschichten und Sinnbilder der Kirche entschlüsselt, geschweige denn überhaupt gesehen.

Dem muss ich heute, wo ich diesen Bericht für unser Reisetagebuch aufarbeite, nichts mehr hinzufügen.

Für unsere weitere Reise überlegen wir nun, wo wir als nächstes hinfahren können.
Bei Peebles findet sich eventuell ein Campinplatz, der im ACSI erwähnt wird. Als Fernziel haben wir uns die Gegend um Melrose ausgesucht.
Melrose soll bei Schottlandtouristen sehr beliebt sein, allen vorran die Melrose Abbey ist ein Besuchermagnet.
Da Melrose auf der direkten Linie für unseren Verladehafen Newcastle-upon-Tyne liegt, fahren wir nun die A 703 bis Peebles  und dann die A 72 in Richtung Galashields.
Die Gegend wird wieder etwas hügeliger und sieht auch wieder etwas mehr aus, wie man sich im allgemeinen Schottland vorstellt.

         
Ein paar Eindrücke von unserer Route                          wir haben wieder Hügel und viiiieeeellll Grün

         
Hin und wieder ne Kirche                                              und verträumte Ortschaften

Durch Peebles fahren wir aber dann doch nur durch und halten uns weiter auf der A 72 in Richtung Galashields und Melrose.
Melrose wollen wir uns ansehen und da es laut unserem Road Atlas auch in Melrose einen Campingplatz gibt, wollen wir gleich nach Melrose durchfahren.
Mit etwas Glück können wir mit den Rädern dann heute Abend noch eine Tour machen, wie am Freitag Abend mit dem hervorragend gelegenen CP in Inverness oder wir können morgen früh gleich zum Start in den Tag Melrose anschauen, so wie heute früh mit dem ideal gelegenen Campingplatz am Scone Palace geklappt hat.

Unterwegs sehen wir zwar immer wieder hier und da einen möglichen Campingplatz, aber wir wollen es zuerst in Melrose versuchen. Melrose erreichen wir gegen 17 Uhr.

Zu unserer größten Enttäuschung ist der einzige im Ort ansässige Campingplatz mal wieder ein Platz des Caravan Clubs.
Na toll !
Der Platz ist sehr gut gefüllt, erstaunlich für diese Jahreszeit. Anja bleibt im Wagen, während ich allein versuche einen Platz für heute Abend für kleines Geld zu ergattern. Selbst für ich sach mal „mittleres Geld“ wäre der Platz noch attraktiv, weil er wirklich direkt in der Innenstadt von Melrose an einem kleinen Hang liegt. Wenn wir einen schönen Platz bekommen, dann können wir zum Tagesabschluss einen entspannenden Spaziergang in das Städtchen machen, das nur wneige Gehminuten vom Campingplatz entfernt liegt. Wir bräuchten nichtmal die Räder dafür.

Leider habe ich kein Glück. Zur Begrüssung ist die Dame noch sch***-freundlich, aber als ich sage, dass wir keine Mitglieder wären, werde ich gleich von oben herab behandelt.
Schroff teilt man mir mit, dass hier heute nichts mehr frei wäre und wir doch bitte sofort die Einfahrt frei machen sollten.
Wir würden bereits ein hinter uns stehendes Mobil behindern, dass gern auf den Platz fahren würde.
Weil wir nicht mehr drehen können, bekomme ich zwar die Schranke geöffnet, aber dies nur unter strickter Anweisung bitte hier sofort und gleich vor der Rezeption drehen. Wahrscheinlich droht mir eine Strafe, wenn ich das nicht mache.
Als ich noch eine Frage stellen will, zeigt mir die Dame mit dem Finger den Weg zum Ausgang, ohne ein Wort zu sagen.
So frech bin ich auf der ganzen Reise noch nicht behandelt worden.
Es handelt sich übrigens um den Campingplatz Gibson Park direkt auf der High Street in Melrose Stadt.

Als ich die Rezeption verlasse steht tatsächlich hinter uns schon ein Reisemobil aus Frankreich.
Der Fahrer macht auf mich nicht den Eindruck, als würden wir ihn behindern, denn als ich am Reisemobil ankomme, steigt er gerade aus und geht ebenfalls zur Rezeption. „Good Luck“ wünsche ich im Vorbeigehen.

Ob die Tante hier nun allgemein unfreundlich war oder nur aufgrund der Tatsache, dass wir keine Mitglieder sind, ist mir eigentlich total egal.
Ich wende unser Mobil hinter der Schranke wie befohlen und überlege, ob ich an der Ausfahrschranke in Richtung Rezeption salutieren soll, dann aber lasse ich es doch bleiben. Ich muss mich ja nicht auf das Niveau herab begeben.
Anja erkläre ich die Situation und sie ist richtig traurig.
Genau wie mir hat ihr der Platz hervorragend gefallen und wäre ideal als Tagesabschluss gewesen.
Da kann man nichts machen.
Wir kurven noch ein wenig durch Melrose auf der Suche nach einem anderen Stellplatz für die Nacht, müssen aber einsehen, dass der Gibson Park des Caravan Clubs wohl der einzige Campingplatz hier im Ort zu sein scheint.
Auch unsere Road-Map gibt nichts anderes her, der nächste dort eingezeichnete Campingplatz ist etwa 10 Kilometer ausserhalb von Melrose auf der A 68 zwischen Melrose und Jedburgh angesiedelt.
Der ACSI- Campingführer weiß hierüber zwar nichts, aber schlechter als hier kann man uns dort kaum behandeln und so entscheiden wir uns diesen Platz mal auszuprobieren. Mit dem Abendspaziergang durch das Städtchen wird es dann zwar nichts mehr, aber morgen früh ist es dann nicht so weit, wenn wir das kurze Stück zurück nach Melrose fahren müssen, denn das Städtchen wollen wir uns noch immer ansehen.

Unterwegs auf der A 68 erreichen wir in Höhe des etwa laut Karte vermuteten Campingplatzes auch einen Ferienpark, den Lilliardsedge Park.
Tourers, Tents und Camper willkommen, hmm naja, dann fahren wir mal rein.

Nachdem wir bei der Rezeption vorgefahren sind kommen uns dann aber doch Zweifel, dass wir hier richtig sind.
Vornehmlich handelt es sich nämlich um einen Golfclub, ein Spieler mit schottischer Mütze und Golfcaddy läuft an uns vorbei.

„Nee, das ist bestimmt nicht richtig, vielleicht haben wir die Einfahrt verpasst oder sie kommt noch?“

Also drehen und wieder auf die A 68 in Richtung Jedburgh.
Nachdem wir jedoch einige Kilometer gefahren sind und Jedburgh immer näher kommt, kommen uns Zweifel auf, ob wir richtig sind. Wir müssen eben wohl doch an der richtigen Stelle gewesen sein!
Also alles wieder zurück Marsch Marsch.

    
Dieses Schild steht an der Einfahrt

Diesmal halten wir an der Rezeption, ich steige aus und latsche zum Empfang.
Die Rezeption allerdings ist geschlossen, ein Hinweisschild bittet mich in das daneben liegende Clubhaus, dort frage ich beim Wirt, der uns den Platz für 16 Pfund pro Nacht mit Strom anbietet. Der Clubraum gleicht eher einer Kneipe, überall laufen Zigarren qualmende und Bier trinkende Männer in Golfklamotten herum. Komisch…
„Schatz, ich geh Golfspielen“ und dann saufen und rauchen gehen?

Mangels Alternative nehmen wir an, jetzt noch weiter groß umher kurven macht wenig Sinn.

Aber so recht können wir uns für den Platz nicht erwärmen.
Aus zwei Gründen: 1. trauern wir noch immer den schicken Platz direkt in Melrose hinterher und 2. sind wir hier fernab vom Schuss und jeglicher Zivilisation.
Hier ist gar nichts, was man zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden könnte.
Die Anlage liegt mitten im Wald und ist vornehmlich ein Golfclub, auch wenn der Campingplatz ein recht großes Areal darstellt.
Der Platz selbst ist allerdings wie tot, etwa 2/3 der Stellflächen sind durch Wohnwagen bzw. Dauercamper belegt, zu den Wohnwagen fehlt allerdings das passende Zugfahrzeug und deutet somit unmissverständlich darauf hin, dass der Wohnwagen derzeit nicht bewohnt ist.

         
Die Wohnwagen alle unbewohnt                                 stehen wir fast allein auf dem Campingplatz

Nur zu gerne wünsche ich mir in diesem Moment, dass wir auch mit dem PKW + Wohnwagen hier hoch gefahren wären. Dann könnten wir den Wohnwagen nun abkuppeln und mit dem PKW zurück nach Melrose fahren.
So sind wir aber an die Immobilität des Wohnmobils gebunden. Wenn es einmal steht, dann steht es.

Und hier steht es wie gesagt wirklich am A*** der Welt.
Beinahe hätten wir uns noch entschieden die Zelte wieder abzubrechen und einen anderen Schlafplatz zu suchen.
So enttäuschend war unser erster Eindruck. Nach einem kleinen Spazier- und Erkundungsgang über den Platz müssen wir allerdings anerkennen, dass die Serviceeinrichtungen sehr sauber und einladend sind.
Also bleiben wir in der Einsamkeit, da haben wir wenigstens unsere Ruhe.

Auf dem gesamten Platz kann ich neben uns nur noch eine weitere Gruppe Gäste ausmachen, die allerdings haben sich einen dieser „mobile Homes“ gemietet und stehen mit dem PKW am theoretisch „rollenden“ Ferienhaus.
Wir beschließen das beste draus zu machen. Da gehen wir eben heute Abend eben mal früh schlafen.
Kann ja nichts schaden.
Dann sind wir morgen früh auch wieder fit und können das kurze Stück zurück nach Melrose fahren und uns die Stadt dann ansehen.

Man kann nicht immer nur Vorteile mit dem Wohnmobil haben, manchmal verliert man, manchmal gewinnen die anderen.

Aber Abendessen, das haben wir noch.
Große Küche gibt es aber nicht, nur eine Dose Fleischklösschensuppe mit ner extra Portion Wiener-Wurst-Einlage.
Danach gehen wir noch spülen, ich tippe noch ein wenig am Reisebericht und noch bevor die Uhr 22 schlägt liegen wir im Bett.

Wie schade ist doch dieser traurige Abschluss für einen Tag, der bis zu unserer Ankunft in Melrose so viel gutes für und bereit gehalten hat.
Und obwohl der Tag wirklich aufregend und schön war kann diese eine Enttäuschung es fertig bringen einem die ganze Stimmung zu vermiesen. So ist es wohl mit den Menschen, denen immer nur „das Letzte“ in Erinnerung bleibt.

Mal sehen, was wir morgen erleben werden, denn morgen verlassen wir schon Schottland…

KM- Stand bei Abfahrt: 177.978
KM- Stand bei Ankunft: 178.148
gefahrene Kilometer: 170

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