Auch in der letzten Nacht haben wir die korrekte Heizungsstellung irgendwie verfehlt. *grmpf!
Zunächst war es mit Stufe 4 wieder einmal deutlich zu warm, sodass ich schon kurz nach Mitternacht die Heizung auf „2“ zurückgenommen habe.
Das war dann aber zu kalt im Wohnwagen, sodass ich zwei Stunden später auf 3 hochgegangen bin. Damit ging´s dann und wir haben durchgepennt, bis die Uhr wieder einmal Neune zeigt.
Naja, ist ja Urlaub. 😉

Der Tag beginnt nun fast so, wie er auch zu unseren Duozeiten ohne Nachwuchs begonnen hat.
Erstmal duschen gehen! Nur mit dem Unterschied, dass ich alleine duschen gehe und Anja beim Wohnwagen zurückbleibt.
Kaum bin ich vom Duschen zurück, decken wir auch gleich den Frühstückstisch.
Beeilen müssen wir uns heute damit zum Glück nicht, denn zum surfen rausfahren oder gar den Wohnwagen erneut mit an den Strand nehmen werden wir heute nicht.
Es ist einfach zu kalt von der Luft her und weil auch die Sonne hinter den dicken weißen und grauen Riesen am Himmel noch nicht einmal eine kleine Lücke findet, würde uns auch die Sonne als wärmende Unterstützung auf unseren schwarzen Neopren- Anzügen nicht helfen.
Sieht Thomas übrigens genau so wie wir und spaziert entspannt und ohne Ambitionen einer möglichen Abfahrt zum Strand bei uns vorbei.
Thomas hat zwar schon gefrühstückt, hat aber mit einem beim Bäckerwagen in Renesse erstandenen süßen Fruchtgebäck im Gepäck dabei, um uns bei unserem Frühstück Gesellschaft zu leisten.
Wir quatschen beim Frühstück über dies und das und überlegen, was wir heute alternativ statt Surfen unternehmen können.
Für Anja und mich ist ein mögliches Ziel schnell abgemacht, wir möchten nach Burgh- Haamstede!
Schon im Vorfeld zu unserer Reise haben wir uns ja unserer ersten Hollandreise mit dem Wohnmobil erinnert und wer unsere Zeilen im Anreisetag für diese Reise aufmerksam studiert hat, wird sich auch an unsere nostalgischen Gefühle im Zusammenhang mit dieser Reise erinnern.
Fast ist es wirklich ein bisschen so, wie seinerzeit 2007!
Alles war neu, der Urlaub war neu, das Wohnmobil war für uns noch neu.
Und heute ist es der kleine Nils, der „neu“ mit uns unterwegs ist.
Gerne knüpfen wir also auch heute wieder ein bisschen an unserer damaligen Reise nach Zeeland an und möchten uns ein weiteres Mal Burgh- Haamstede anschauen.
Ein konkretes Ziel haben wir für den Besuch sogar auch ins Auge gefasst, Anja würde gerne noch einmal im leckeren Fischrestaurant essen, wo uns seinerzeit ein herrliches, im knusprigen Teigmantel frittiertes Fischfilet serviert wurde.

Bevor wir aber nach Burgh-Haamstede aufbrechen, stehen einige Arbeiten an.
Campingleben ist nunmal kein Urlaub!
Nachdem wir unser Frühstück beendet und Nils ebenfalls versorgt haben, geht es an die alltäglichen Arbeiten des Campinglebens.
Anja fegt einmal den Wohnwagen durch und räumt auf, ich hingegen kümmere mich um das Entleeren des Wassertanks und um das Auffüllen des Frischwassertanks.
Nachdem wir die „Basics“ erledigt haben, wird es Zeit auch dem Rest der Welt mitzuteilen, dass Nils David Seifert mit uns unterwegs ist.
Durch das Aufbringen der entsprechenden Aufkleber!
Akribisch gehe ich mit tatkräftiger Unterstützung von Thomas gleich ans Werk und personalisiere so nach und nach unsere Familienkutsche (den Kombi) und natürlich auch den Wohnwagen mit einem entsprechenden Sticker.
Am Wohnwagen musste hierfür übrigens der alte und übrig gebliebene „NL“- Aufkleber weichen.
Der sah einfach nicht mehr schön aus und war an den Ecken auch ausgefranzt.
Gerne hätte ich diesen natürlich ersetzt, aber woher soll man denn bitte einen neuen Länder- Aufkleber nehmen?
Die gibt es doch gar nicht mehr! Denn spätestens mit Einführung der Euro- Kennzeichen vor einigen Jahren ist ein Länderaufkleber nicht mehr zwingend erforderlich, der Markt für diese Aufkleber also quasi über Nacht weggebrochen.
Tja, ich weiß schon genau, wovon ich rede, was ich auch dem kopfschüttelnden Thomas immer wieder ausführlich erkläre.
ER ist doch tatsächlich der Meinung, dass es diese Aufkleber doch mindestens im Fachhandel durchaus noch geben würde! Und da wir ja auch gerade zufällig in Holland verweilen, sollte meine Chance auf einen Aufkleber wohl nicht die schlechteste sein.
Ihr aber, liebe Leserinnen und Leser, versteht natürlich gleich, dass ich dieses Argument nicht gelten lassen kann.
NL- Aufkleber für einen Wohnwagen und dann auch noch in Holland?
Niemals! Da findet man doch eher einen Kühlschrankverkauf am Nordpol… 😉
OK, ich gebe zu, dass vielleicht eventuell mit ganz viel Glück und auch nur, wenn wir einen guten Tag erwischen, sich vielleicht doch ein solcher Aufkleber hier finden ließe.
Aber draufmachen möchte ich den auch nicht mehr.
Den Aufkleber zu führen, weil er als Teil der Geschichte des Fahrzeugs drauf war, ist eine Sache.
Aber den armen Wohnwagen (von uns liebevoll Hector genannt) nun wieder zum „Henk“ zu machen, wäre doch ein wenig zuviel des Guten.
Und so beharre ich vehement auf meinem Standpunkt, dass es hier in Holland einfach keine Länderaufkleber von Holland gibt. Punkt.  😉
Und überhaupt ist es viel wichtiger, dass wir den nachfolgenden Verkehr hinter uns auf die neuen Umstände aufmerksam machen und auf unseren Nachwuchs an Bord verweisen.
Da würden zusätzliche Aufkleber wie „NL“ oder so nur vom wesentlichen ablenken, daher bleibt der „Nils David on Tour“ der einzige Aufkleber, der derzeit sowohl das Heck unserer Familienkutsche wie auch vom Wohnwagen ziert:

     Babyaufkleber am Auto     Warnaufkleber am Wohnwagen
     Am Auto muss er drauf: Nils David fährt mit!                            Auch an den Wohnwagen kommt ein Touraufkleber 🙂

Gut gelaunt brechen wir gegen viertel vor 2 in Richtung Burgh- Haamstede auf und fahren mit stolz geschwellter Brust unseren neuen Aufkleber spazieren.
Rein subjektiv macht dieser wirklich mächtig was her und wir haben den Eindruck, dass die anderen Verkehrsteilnehmer fast schon die Straße für uns räumen.
Recht so. 😉
Die Fahrt nach Burgh- Haamstede ist schnell absolviert, die Entfernungen hier in Zeeland sind ja auch nicht wirklich nennenswert. Hätte man vielleicht sogar mit dem Fahrrad fahren können, aber Anjas Rad haben wir nicht dabei. Tja, so ein Pech… 😉
In Burgh- Haamstede angekommen wird uns schlagartig klar, dass Räder vielleicht wirklich eine gute Alternative gewesen wären!
Denn die Straßen sind proppevoll, es ist nämlich Markt!
Ui, fein! Sowas freut uns natürlich immer sehr! Schön in den Angeboten und Auslagen stöbern, vielleicht was neues entdecken oder einfach nur bummeln und sich am Mehrangebot gegenüber einem „normalen“ Verkaufstag mit den Geschäften erfreuen.
Dumm nur, dass wir keinen Parkplatz finden, denn den Markt hier in Burgh- Haamstede nutzen scheinbar auch alle anderen Ostergäste, sodass es ordentlich voll ist.
Wir wenden in Höhe der Fußgängerzone und fahren ein kleines Stück auf einen Parkplatz zurück, der am Stadtrand gelegen ist.
Blöd nur, dass hier gerade umfangreich gebaut wird und von den theoretisch verfügbaren Plätzen gerade mal 1/4 genutzt werden kann.
Für einen Tag wie heute viel zu wenig, was mich natürlich wieder einmal in mein gern bedientes Klischee für die mitdenkenden Niederländer abdriften lässt und ich diese Meinung wieder einmal mit Nachdruck meinen Mitreisenden gegenüber kundtun muss. Gehört einfach dazu! 😉
Glücklicherweise finden wir aber ganz zufällig eine freie Lücke, weil just im Moment, wo wir auf ein kleines Areal einbiegen, ein Auto wegfährt.
Genau im richtigen Moment können wir also einparken und haben es von hier aus noch nicht einmal weit in die heute aufgebaute Marktstraße von Burgh-Haamstede.
Super!

Der Markt in der Innenstadt ist zum Glück doch nicht so gut besucht, wie es die parkplatzsuchenden Autofahrer rund um die gesperrten Marktbereiche vermuten lässt.
Andererseits wäre es hier sicherlich deutlich voller, wenn alle Interessenten einen Parkplatz finden würden. So aber sind wohl immer nur so viele Leute gleichzeitig auf dem Markt unterwegs, wie Parkplätze rundherum frei werden. 😉
Das ist nun natürlich gut für uns, denn wir haben bei aller Vorfreude auf den Markt schlichtweg vergessen, dass wir ab sofort mit dem Kinderwagen unterwegs sind!
Ich selbst habe mich (besonders während Anjas Schwangerschaft) mehrfach dabei ertappt, dass ich zum ersten Mal aktiv über meine Einstellung bezüglich Märkten, Volksfesten und sonstigen Menschenansammlungen in Kombination nachgedacht habe.
Früher war es einfach so, dass ich „Müssen die JETZT hier mit dem Kinderwagen durch?“ gedacht habe.
Natürlich geht man auf Seite und so, aber wenn es sich hinter einem Kinderwagen bei vollen Gassen staut, kann das die Hektiker unter unseren Zeitgenossen gerne mal am Rad drehen lassen.
So schlimm ist es natürlich bei mir nicht, aber ich habe es eben in den Zeiten vor unserem Nachwuchs einfach mit anderen Augen gesehen.
Während der Schwangerschaft bin ich dann eben wie gesagt aktiv in diesen Gedanken aufgegangen und habe hierbei besondere meine Mitmenschen um mich herum beobachtet.
Was ich da sah, hat mich erschreckt. Offenbar ist es weit verbreitet, dass man tatsächlich Eltern mit Kindern und Kinderwagen auf Volksfesten oder eben auf überfüllten Märkten nicht gerade das größte Verständnis entgegen bringt! Traurig, aber wahr!
Da wird geschnitten, ausgebremst oder fast schon drüber weg gelaufen, nur damit man schnell am Kinderwagen vorbei kommt, oder diesen passieren kann.
Aber wie bei einem Auto am Bahnübergang ist es dann natürlich die Bahn (oder eben wir mit dem Kinderwagen), die hieraus den noch größeren Nachteil haben. So ein Kinderwagen kann durchaus schwer sein und er ist in einer Menschenansammlung etwa so gut manövrierfähig, wie die Titanic vor einem plötzlich auftauchenden Eisberg!
Auch das Abbremsen des Wagens und neu Anschieben oder das Fahren von Ausweichmanövern, um das „In-die-Haken-fahren“ bei einem plötzlich vor einem stehenbleibenden Passanten zu vermeiden ist nicht gerade einfach!
Stellt man sich dann noch vor, dass eine arme und geplagte Mutter einen Kinderwagen für Zwillinge vor sich herschieben muss, verschiebt sich mein Weltbild für Menschen, die aufgrund besonderer Leistungen Respekt verdienen, doch ganz erheblich in Richtung der einfachen Familienmütter und Väter!
Wir haben nun natürlich nur einen kleinen Bub vor uns her zu schieben, was dem „Standard- Maß“ entsprechen dürfte. Dennoch kommen mir, wo wir nun ausgerechnet heute das erste Mal seit der Geburt von Nils seinen Kinderwagen durch eine Menschenmenge schieben müssen, kommen diese Gedanken der Ablehnung und der Rücksichtslosigkeit gegenüber den langsameren und benachteiligten „Kinderwagenschiebern“ natürlich in mir hoch!
Was ist, wenn WIR gleich geschnitten, ausgebremst oder angegiftet werden?!
Ich kann mich ja weder für unser Kind entschuldigen, noch kann ich jedem, der uns möglicherweise zu nahe kommt, „auf die Fresse“ geben!
Gleich zwei Umstände aber lassen mich dann aber nach den ersten Metern locker werden.
Zum einen ist der Markt, wie ich oben schon schrieb, bei weitem nicht so dicht gedrängt besucht.
Und wenn es darüber hinaus doch einmal zu einer Stauung kommt, wird uns erstaunlich oft Platz gemacht. Wie selbstverständlich! Und das wundert mich, bis ich mir das Klientel der Besucher näher anschaue. Und siehe da: Wir sind gar nicht so alleine! Überall werden hier Kinderwagen geschoben, gehen Kinder an der Hand oder wuseln um ihre Eltern herum.
Und die wenigen Personen, die erkennbar ohne Kind und Kegel unterwegs sind, nehmen trotzdem erkennbar mehr Rücksicht auf Familien mit Kindern.
Überraschung!
Thomas, Anja und ich diskutieren diese Erkenntnis, die uns sogar gemeinsam aufgefallen ist und wir kommen zu dem Schluss, dass die Holländer offenbar (und das muss sogar ich als alter Ehrgeizler im sportlichen Wettbewerb zwischen den Holländern und uns Deutschen zugeben!) deutlich kinderfreundlicher sind, als wir Deutschen.
Im direkten Vergleich der Märkte und der zugehörigen Menschenansammlungen ist hier der Kinderanteil deutlich größer, egal, ob im Kinderwagen oder eben alleine spazierend.
Allein dadurch ist die Toleranz untereinander offenbar natürlich auch viel besser ausgeprägt, als wenn ein einzelner Kinderwagen über ein Volksfest voller Egoisten geschoben wird.
Von den Sorgen einer möglichen Kinderwagenniedertrampelung befreit schieben wir unseren Wagen ganz normal durch die Reihen. Ganz genau so, wie es auch all die anderen Familien machen.
Wir nehmen dabei Rücksicht auf sie und sie wiederrum auf uns.
Und es funktioniert trotzdem, wir kommen deswegen nicht langsamer durch die Angebote an Waren und Produkten.
So gefällt´s uns.

     Markt in Burgh-Haamstede     Nils im Kinderwagen
     Wir schlendern über den Markt in Burgh- Haamstede             Auch Nils freut sich, wir kommen mit dem KiWa gut durch. 🙂

Der Markt selbst ist natürlich ernüchternd. Nichts, was wir auf den unterschiedlichen Ständen vorfinden, weckt besonders unter Interesse, obwohl das Angebot recht vielfältig ist.
Ausrangierte Bücher neben Küchenmessern, Süssigkeiten neben Gürteln und Lederwaren, oder auch Socken, Spielzeug, Uhren und Billigelektronik wie Wasserkocher und Mehrfachstecker sind hier zu finden.
Brauchen tun wir nichts und so halten wir es sicherlich, wie die allermeisten Gäste hier.
Wir gucken nur, kaufen aber nichts.

Anja freut sich, als wir gegen 2 unser altes Fischrestaurant wiederfinden, wo wir 2007 schon leckeren frittierten Fisch verspeist haben.
Auch heute lassen wir uns 2 leckere Menüs zusammen stellen, mit denen wir uns in eine hintere Ecke verkrümlen.
Thomas verzichtet hingegen dankend auf den Fisch und bemerkt, dass im Fisch ja recht wenig Frikandel zu finden wäre, was mich wiederrum den „Gesundheitszeigefinger“ heben lässt, um auf die zahlreichen Omega-3- Fettsäuren im Fisch zu verweisen.
Tja, ich bin ein alter Besserwisser! 😉
Das wiederrum ruft Thomas auf den Plan, der mich mit ernster (aber nicht ernst gemeinter 😉 Mine fragt, was ich denn vermuten würde, wie viele Omega-3- Verbindungen wohl im Fisch noch übrig wären, wenn dieser in einem 300°C heißen holländischem Fett gebadet hätte.
Über diese Frage muss ich natürlich nachdenken, was uns aber nicht davon abhält, dem nicht speisenden Thomas kurzerhand unseren Nachwuchs zu überlassen.
Wann haben Anja und ich schonmal die Gelegenheit, wirklich GEMEINSAM und gleichzeitig ein kleines Essen zu genießen? Richtig! Eher selten und meist auch nur dann, wenn Nils gerade zufällig während des Essens ein Schläfchen hält.
Nils fühlt sich sichtlich wohl bei „Onkel Thomas“, der den kleinen Mann mit seinen besten Grimassen regelrecht bei Laune hält.
Einzig eine von mir vor die Nase von Nils gehaltene Pommes lassen seine Augen groß werden und es scheint fast so, als wäre er auch vom Heißhunger auf frittierte holländische Köstlichkeiten verfallen.
Wenn es so ist, würde uns das jedenfalls nicht wundern. Ist ja unser Junge! 😉
Bekommen hat der kleine Mann die Pommes natürlich nicht, dafür hat Anja mich viel zu streng und energisch angeschaut!
„OK, ok“ hab ich dann die Pommes zurückgezogen und mir selber in den Mund gesteckt.
„Ich wollte Nils doch nur mal zeigen, was es hier leckeres gibt“ gebe ich Anja fast schon entschuldigend verbal über den Tisch.
Gemeinsam genießen Anja und ich dann unseren Fischteller, der fast genau so lecker schmeckt, wie seinerzeit vor 5 Jahren.
Sicherlich liegt dies daran, weil wir einfach ein wenig in der Nostalgie schwelgen wollen.
Die alternative Idee, nämlich dass es sich in der Fritteuse noch immer um das gleiche Fett handelt, schieben wir ganz schnell beiseite! 😉

     Anja mit Nils     Nils schaut gespannt über den Tisch
     Da sind wir wieder! im Fischrestaurant Burgh- Haamstede         Nils schaut schon sehr interessiert, was hier wohl passiert 😉

     Onkel Thomas     Baby mit Pommes
Anja und ich futtern Fisch mit Pommes, Thomas hält den Nils     „Nanu Papa, was ist das denn?“ Nils‘ erste Pommes 😉

Nach dem fürstlichen Festmahl spazieren wir gegen halb 3 zurück in Richtung Auto.
Unterwegs kaufen wir in einem Supermarkt noch ein paar Kleinigkeiten und machen danach den Parkplatz frei, der sofort von einer wartenden Gruppe Marktbesucher in einem Volvo belegt wird.
Tja, wieder einmal ein Beleg dafür, dass auf dem Markt gerade nur soviel Besucher unterwegs sein können, wie es rundherum Parkplätze gibt.

Auf dem Weg zurück zum Campingplatz stoppen wir noch kurz an der kleinen BP- Tankstelle in Renesse.
Denn durch die Fahrt gestern zum Surfspot sowie mit dem heutigen Ausflug nach Burgh- Haamstede ist unsere Tanknadel knapp unterhalb der „Halbvoll“- Markierung gerutscht.
Der verbleibende Sprit reicht also nicht mehr, um übermorgen ohne Tankstopp bis nach Hause zu kommen.
Und da ich KEINE Lust habe, dann am Sonntag mit Wohnwagen am Haken und Gepäck auf dem Dach umständlich auf einer Tankstelle zu rangieren, oder den unentbehrlichen Sprit auf den breiten aber eben auch teuren Autobahntankstelle zu kaufen, tanken wir jetzt eben ein paar Liter nach, sodass die Nadel sich wieder in den Bereich zwischen „halb“ und „3/4“ bewegt.
Mit etwas Glück reicht dieser Brennstoffvorrat nun soweit, dass wir sogar bis nach Hause kommen.
Rein theoretisch reicht es wohl mit Sicherheit, aber natürlich fährt niemand seinen Tank so sehr leer, dass er mit dem letzten Tropfen genau in der heimischen Einfahrt verendet.
Mindestens für die nächste Fahrt ohne Wohnwagen sollte es ja dann bis zur Tankstelle reichen!
Passt dies so, bin ich natürlich vollends zufrieden, Thomas schüttelt hingegen den Kopf und wundert sich, wie man seinen Tank absichtlich so leerfahren kann.
Fast schon erwarte ich, dass er mich nach möglichen Ängsten vor dem Liegenbleiben fragt. Dann aber erinnert mich Thomas daran, dass er seit dem ersten Tag unsere Reiseberichte kennt und er daher natürlich auch weiß, dass wir ja auch seinerzeit mit dem Wohnmobil liegen geblieben sind. Das war dann wegen Spritmangel, weil mein Tankkonzept mal ausnahmsweise nicht aufgegangen ist.
Von daher wundert ihn bei unserer beliebten Tankpolitik rein gar nichts mehr.   😉
Wir wundern uns übrigens auch nicht, sondern knirschen eher mit den Zähnen, als wir ein paar Liter in den Tank laufen lassen.
1,815 kostet der Liter Super. Einfach nur unglaublich…

     Spritpreise zu Ostern in Holland
     Hammer, oder? Guckt euch das an! 1,815 € für einen Liter Super…  🙁

Gegen kurz nach 3 sind wir zurück auf dem Campingplatz und lassen den Nachmittag vorbei plätschern.
Einfach mal ein bisschen faulenzen und die Seele baumeln lassen!
Zuerst will ich mir ein Buch schnappen (z.B. in meinem Surfbuch nochmals die Vorfahrtsregeln nachlesen 😉 dann aber überkommt mich beim Anblick unseres schlafenden Nils eine derartige Nachmittagsmüdigkeit, dass auch ich mich einen Moment in unsere Rundsitzgruppe lümmele.
Wieder einmal fehlt mir hierbei natürlich der Alkoven, aber mit etwas Tisch verrücken und Klamotten umräumen geht es dann.
Und während Nils und ich parallel zueinander im Traumland umher spazieren, schaut Anja ein wenig ins österliche Fernsehprogramm.

     Papa und Nils schlafen im Wohnwagen
     Schlafenszeit im Wohnwagen. Naja, eigentlich pennt nur der Papa! 😉

Ein oder zwei Stündchen später, vom Schlaf hab ich zuerst ein Dösen und dann in ein halb TV gucken und halb den Gedanken hinterher hängen gewechselt, gehen wir doch nochmals ein kleines Abenteuer an.
Baden!
Aber nicht uns selbst (obwohl es hier auf dem Campingplatz bzw. im Servicehaus einen Raum mit einer Badewanne gibt!), sondern unseren kleinen Nils!
Schon seit dem Tag unserer Abfahrt haben wir ihn ja nur mit dem Waschlappen gewaschen und da wir selber uns ja auch spätestens am zweiten Tag eine Dusche gönnen, darf auch unser Nils heute mal eine Runde planschen.
Nicht ohne Grund haben wir uns ja auch für diesen Campingplatz entschieden, weil dieser über ordentliche Sanitäreinrichtungen mit Babyraum verfügen soll, was sich in den letzten Tagen ja auch bestätigt hat.
Duschen immer sauber, Toiletten immer geputzt, Klopapier da, Seife aufgefüllt, usw.
Nun aber kommt die richtige Herausforderung, denn der Platz muss zeigen, ob er auch den Ansprüchen unseres kritisch prüfenden Nachwuchses gerecht werden kann. 😉
Wir schnappen uns also Nils‘ Badeklamotten, ein großes Handtuch und „Freddie den Fön“ und marschieren so mit einem dick eingepackten Baby rüber zum Servicehaus.

Drei Wannen gibt es im Babywaschbereich, auch die zugehörigen Wickelunterlagen stehen bereit.
Rein optisch ist auch hier alles piccobello und da auch hier das Warmwasser stufenlos einstellbar und kostenlos verfügbar ist, lassen wir die Wanne mit ein wenig Schaum und warmen Wasser volllaufen.
Sogar die Brause bzw. der Brausenkopf erfüllt durch seinen variablen Schlauch allen Komfort, sodass wir nicht nur starr auf das nach unten laufende Wasser angewiesen sind.
Auch Nils ist sehr zufrieden und genießt sein kleines Schaumbad sichtlich und fröhlich:

     Babywanne im Servicehaus     Nils hat Spass beim Baden
     Die Babywanne ist prima. Warmwasser und gut Platz                Auch Nils hat hier sichtlich Spass am Baden 🙂

Lange planscht der kleine Mann. Er spielt mit dem Schaum, macht Grimassen und lässt das Waschen mit Schwamm und Lappen über sich ergehen.
Und scheinbar stört es ihn auch gar nicht sooo sehr, dass wir, obwohl wir die einzigen mit Baby sind, nicht wirklich ungestört sind!
Denn der Raum mit den drei Babywannen liegt mitten im Flurbereich des Gebäudekomplexes, sodass draußen vor der Türe stets die ganze Laufkundschaft zu den Toiletten, zum Spülen und zu den Duschen vorbei muss.
Darüber hinaus ist auch das Wetter draußen nicht gerade das Beste, sodass auch einige Kinder die trockene und warme Vorhalle zum Spielen entdeckt haben.
Natürlich hab ich nichts gegen Kinderlärm! Aber ein entspanntes Bad sieht einfach anders aus, bzw. hört sich anders an und ist durch Ruhe geprägt.
Nun ist es aber auch nicht so, als sei ich gerade überempfindlich oder sowas, mich stört einfach nur, dass man die Türe des Babywaschraums zur Gebäudehalle nicht zumachen kann!
Mit einem scheinbar elektrischen Stopper ausgerüstet ist die Tür dazu verdammt, sperrangelweit aufzustehen und so jedem draußen vorbeispazierenden Gast einen Blick auf unser badendes Kind zu ermöglichen.
Nicht sehr toll!
Ich versuche mich lange an der Türe und drücke auf dem roten „Tür schließen“- Knopf so wild herum, als sei ich Kennedy und hätte mich zu Zeiten der Kuba- Krise doch für eine atomare „Konfliktlösung“ entschieden.
Aber wie schon Kennedy und Chruschtschow seinerzeit in den 60ern erkennen mussten, ist Gewalt nicht die Lösung des Problems.
Dumm nur, dass sich mir hier gar keine Lösung aufzeigen will und ich weder durch wildes Gezerre nah an zerstörerischer Kraft, noch durch findiges Suchen weiterer Schließmechanismen am Türstopper die Türe freibekomme. Sie bleibt sperrangelweit offen stehen!
Auch Anja versucht sich natürlich mit weiblicher Logik an der Türe.
Klar verdrehe ich dabei die Augen und will gerade was sagen, als mir die Sache mit den Spiegeln und dem Keller wieder einfällt. Ach ja. Hmm, na gut, dann soll sie sich auch mal versuchen.
Aber so sehr auch sie guckt und drückt und fingert und macht, auch Anja bekommt die Türe nicht verschlossen!
Und so baden wir also quasi als kostenlose Gratis- Vorstellung für das zufällige Auditorium unseren kleinen Nils unter den Augen der Öffentlichkeit.
Zumindest solange, bis Anja die beste Idee hat!
Denn nebenan liegt ja gleich der „Badewannenraum“! Ein Raum mit einem Waschtisch und einer Badewanne, wo gegen eine kleine Gebühr (ein Münzautomat steht bereit und ich denke, dass man für diese Menge an warmen Wasser sicher in der Rezeption eine Wertmarke kaufen muss) eben auch so richtig ausgiebig gebadet werden kann.
Uns aber interessiert natürlich nur der Waschtisch, denn neben der Tatsache, dass wir dort die Türe schließen und so unseren Nils auch ungestört fertig machen können, gibt es dort auch einen Stromanschluss!
Und den brauchen wir nach dem Baden unbedingt, denn Nils „Freund Freddie der Fön“ muss hier unbedingt für ein zufriedenes Kind zum Einsatz kommen!
Dank Freddies großem Bruder, genannt „Fred der Fön“ (dieser föhnt bei uns zuhause die Haare und das Baby, unterwegs haben wir nur den Reiseföhn genannt Freddie dabei) ist das Baden und das abschließende regelrechte Trockenföhnen immer eine schöne Sache.
Viele kennen dies sicher: Kaum ist das Kind gebadet und sauber, muss man es klitschnass aus der Wanne heben und mit einem Handtuch wieder trocken rubbeln.
Da das Baby dabei friert, zieht sich der kleine Körper instinktiv zusammen! Die Folge: Man kommt nur schwer in die „Hautfalten“ zwischen Hals, unter den Armen, oder zwischen den Beinen.
Mit dem warmen trockenen Luftstrom ein es Föns allerdings genießt unser Nils das Trockenföhnen regelrecht und streckt sogar die Arme nach dem Fön aus.
Man muss nur ein wenig aufpassen, dass der Luftstrom des Föns nicht zu stark und die Luft nicht zu heiß ist. Am besten funktioniert der Trick mit dem Fön, wenn man seine eigene zweite Hand (die erste hält ja den Fön) immer an der gleichen Stelle des Luftstroms entlang hält. Wird die Hand dann zu warm oder ist der Luftstrom zu stark, muss man regulieren.
Ansonsten aber können wir alle Körperstellen des Kindes so wunderbar trockenföhnen und sogar hinterher auch ohne Probleme den Schlafanzug anziehen, weil nichts durch Restfeuchte an der Haut klebt.
Kein weinendes Kind, kein Geknatsche, keine Probleme.
Hier im Babywaschbereich mit den 3 Wannen fehlt jedoch ein Stromanschluss komplett!
Klar mache ich den Betreibern hieraus keinen Vorwurf! Normalerweise denkt man ja nicht daran, dass Eltern ihre Babys lieber trocken föhnen, als dass man sie mit dem Handtuch abtrocknet.
Wäre ich ja auch NIE drauf gekommen, bevor wir mit unserem Nachwuchs das erste Mal vor der Herausforderung „Baden“ gestanden hätten!
Aber wie gesagt gibt es nebenan im Badewannenraum einen Stromanschluss, sodass wir kurzerhand mit einer Babywickelunterlage und unserem ganzen Pröll nach dem Baden nach nebenan ziehen.
Hier schließen wir dann die Türe und machen unseren kleinen Schatz fertig.
Das passt!

Gegen 7 sind wir zurück am Wohnwagen.
Kalt ist es geworden und fies nass! Es regnet leicht, Feuchtigkeit steht in der Luft und ein eisiger Wind zieht dabei durch die Campingreihen.
Definitiv nicht gerade so, wie man sich ein erstes Frühlingscamping vorstellt und ein bisschen könnte man meinen, der Winter stehe im November vor der Türe.
Gemacht wird heute daher natürlich nix mehr, keine Chance auf „schön vor dem Wohnwagen sitzen und zusammen quatschen!“
Stattdessen läuft die Truma- Heizung, verströmt bullige Wärme und macht den Wohnwagen gemütlich.
Anja und ich liegen, nachdem wir beide auch nacheinander noch duschen waren, zusammen in unserer bereits zum Bett umgebauten Sitzgruppe und schauen ein wenig TV. Nils hingegen hat bereits sein Ticket fürs Traumland erster Klasse gelöst und schnorchelt friedlich und zufrieden in unserer Mitte.

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